Köln-Dellbrück, 16.9.43.

Mein lieber Rudolf!

Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom 12.9., der mir sagt, daß es Dir gut geht! Auch berichtet er mir über Deine Geburtstagsfeier. Also hast Du doch einen schönen Tag gehabt, und so viele Blumen!!! Es tut mir leid, daß ich zur Verschönerung des Festes garnichts beisteuern konnte. Ich habe so sehr gewünscht, hier mit Dir zu feiern. Ich hoffe aber, daß ich es nachholen kann. Denn wenn die Urlaubssperre aufgehoben ist, bekommt Du doch Urlaub? Jetzt, in diesen wunderbaren Spätsommertagen wäre es ja

schön, man hätte noch etwas von der Sonne + der Natur. Schade, aber es ist nicht zu ändern. Ich bin schon froh, daß man etwas Ruhe des Nachts hat. Jetzt habe ich viel mit dem Einmachen zu tun. Fast alle Gläser habe ich gefüllt. Es gab ziemlich Pfirsiche. Schade, daß Du nichts mitbekommen hast! Gibt es dort auch welche? Nur der Zucker ist zu rar. Von Deinen Päckchen habe ich noch nichts gehört. Die sind wohl hin. Ist das nicht jammerschade? T. Marie hatte sich so auf die K’bohnen gefreut! Und ich auf das Andere! Und das viele Geld! –

Also Du hast immer noch so viel Arbeit? Ich verstehe, daß Du dann nicht viel schreiben kannst. Nun ja, wenn ich es weiß, mach ich mir keine Sorge. Bleib‘ mir nur gesund!

Von Dresden hören wir nichts. Ob Hanni bald gesund ist, sie schrieb mir eine Karte! Heinrich hat Heimaturlaub, er kommt so Gott will, mit. Wir hoffen, bald. Heute habe ich T. Finchen geholfen Aepfel schälen. Es gibt viele in diesem Jahr. Es ist ein reiches Obstjahr. Ich esse jetzt auch tüchtig Obst! Onkel Arnold ist nach Eschweiler für einige Tage. Samstag will ich mit Elli mal in die Berge um Pflaumen. Ob wir etwas bekommen?

Was gibt es nun in Italien? Das war ja das reinste Wildweststück, die Befreiung des Duce! Wären wir nur im Osten erst mal fertig. Möge Gott uns bald den Frieden schenken. – Dir mein Junge wünsche ich alles Gute! Bleibe

gesund + froh, + vergiß das Gebet nicht! Ich denke täglich an Dich.

Herzlichen Gruß + Kuß
Mutter!