Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 21. November 1945
Köln-Dellbrück, 21. Nov. 45.
Mein lieber Rudolf!
Nun also das zweite Päckchen. Du mußt nun entschuldigen, daß ich Dir nichts Eßbares hinein lege. Du weißt, daß alle Ecken bei mir leer sind, und daß ich das bischen, was ich erspare, für Weihnachten gebrauche. Leider kann ich Dir auch zu Nikolaus nichts schicken, aus demselben Grunde! – Wie geht es Dir nun, mein Junge? Schonst Du auch Dein Bein? Laufe nur nicht zu viel! Hast Du das erste Päckchen bekommen? Ich hoffe doch! Es wäre doch schade, wenn es verloren ginge. – Lieber Rudolf, Du meinst, ich würde schon fleißig in der Wohnung schaffen. Das ist nicht der Fall! Ich kann noch nichts machen, bis Kaiser’s heraus sind. Ich hoffe, daß das bis
zum 1. Dez. der Fall ist! Denn nachher darf ja niemand seine Wohnung wechseln. Es ist auch die höchste Zeit, daß ich meine Wohnung in Schuß bringe, sie sieht schlimm aus. Nun werden wir wohl erst noch eine Tür brechen in der kleinen Küche, damit Cox nicht immer durch unsere Küche laufen müssen. – Gestern war ich bei Elli, sie hatte Namenstag, und hatte schön gebacken. Sie hat ja auch noch allerlei Vorräte. In Iddelsfeld ist auch nichts mehr zu machen. Sie leben natürlich noch recht gut! Tante Klara hat am 26.11. silberne Hochzeit! Ich habe schon gebacken für sie. Nun Rudolf nun wünsche ich Dir weiterhin gute Besserung + sende Dir recht liebe Grüße + einen festen Kuß
Deine Mutter.