Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 29. Dezember 1945
Köln-Dellbrück, 29.12.45
Mein lieber, großer Junge!
Für Deinen lieben Brief vom 22.12. danke ich Dir von ganzem Herzen. Ja, Du hast recht, auch ich hätte mir den Abschnitt von diesem ernsten + harten Lebensabschnitt anders vorgestellt! Wie mag es nun werden? Ich denke, so lange Ihr noch im Lazarett seid, wird man Euch gut verpflegen! Das ist doch das Wenigste, was man Euch antun kann, nachdem Ihr so viele Jahre für’s Vaterland Eure Pflicht getan habt! Ich wünsche Dir alles Gute, und vor allem, daß Du recht bald nach Hause kommen möchtest! Und dann müssen wir sehen, was die Zukunft bringt! Also hast Du Deinen Rock nun in Ordnung. Vorläufig ist ja keine Möglichkeit vorhanden, die Sachen aus Liebenwerda zu holen. Hoffentlich dauert das nicht allzu lange.
Also Dein Bein macht wieder Schwierigkeiten? Daß das so lange braucht um zu verheilen. Hoffentlich hast Du später keine Umstände mehr damit, wie jetzt Heinrich! Ich habe noch nichts wieder gehört! – Wie hast Du die Festtage verlebt? Warst Du in Heidis Heim? Wie stehst Du mit ihr? Hast Du reine Bahn mit ihr gemacht? Ich würde, ehe ich abreiste, mit ihr mich aussprechen. Sie kann ja mit ihrer Mutter sprechen! Ich freue mich, daß Du fleißig bist! Hoffentlich kommst Du nun auch bald zu Besuch nach Hause! Andernfalls werde ich Dich