Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 2. Oktober 1943

Guben, den 2.10.43

Liebes Mütterlein!

Hier ist nun schon solange ich hier bin ein wunderschönes, frisches Spätsommerwetter. Wenn sich die Sonne morgens gegen 7.30 Uhr durch den Nebel gekämpft hat, lacht sie den lieben, langen Tag vom blanken Himmel. Es ist direkt eine Lust draußen Dienst zu tuen. Meine Stimmung ist dem Wetter entsprechend, ich bin froh, fühle mich gesund und frisch. Heute Nachmittag werde ich vielleicht mal in’s Städtchen fahren, ich weiß es aber noch nicht, vielleicht mache ich auch einen kleinen Spaziergang in den Wald, der gleich vor dem Kasernentor beginnt. – Gestern Abend erhielt ich Deinen lieben Brief vom 26.9., in dem Du mir von Deinen Seitenschmerzen schreibst. Ich glaube, daß sie eine Folgeerscheinung der Erkältung sind. Du wirst Dich in diesem Herbst und im kommenden Winter noch sehr inachtnehmen müssen. Es wird sich aber mit der Zeit bessern und ganz verschwinden. Du mußt Dich stets warm halten. Onkel Arnold ist auch ständig krank, er wird jetzt doch mächtig alt. Ich kann garnicht verstehen, daß Ihr über das Wetter klagt.

Für die Übersendung des Pakets und für die Mühe, die ich Dir wieder mache, vielen herzlichen Dank. Könnte ich Dir das einmal gut machen!

Ich werde wohl am Dienstag nach Berlin fahren. Ich muß unbedingt zur Kleiderkasse, gleichzeitig soll ich zur Ausschmückung des neu eingerichteten Unterhaltungsraumes Bilder besorgen, weißt Du ich suche Bauernmotive die zu Bauernmöbel und Gardinen passen. Ob Bartz, d. h. Marga wieder in Mariendorf wohnt? Ich glaube nicht, daß ich sie aufsuchen werde. Wir haben hier Ruhe vor engl. Fliegern. Einmal hatten wir hier Alarm, d. h. wenn Berlin Fliegeralarm gibt gehen auch bei uns die Sirenen. Es muß dann alles in den Keller oder auf die befohlenen Brandposten. Ein ganz großes Trara!

Wie geht es sonst zu Hause? Was machen die Dresdener? Ich glaube Ihr Alle, und Oma selbst wohl auch, freut Euch, wenn Ihr wieder zusammen seid. Hoffentlich sind die beiden Kleinen gesund wie früher. Kommt Heinrich mit in Urlaub?

Ich will für heute schließen und verbleibe mit vielen Grüßen und Wünschen
Dein treu an Dich denkender
Junge.