Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 6. Oktober 1943

Köln-Dellbrück, 6. Okt. 43

Mein lieber Junge!

Soeben erhalte ich Deinen lieben Brief vom 30.9. mit den Bildern. Ich danke Dir recht herzlich für Deinen lieben Gruß und über die Nachricht, daß es Dir gut geht! Hast Du inzwischen das Päckchen erhalten? Ich hoffe es doch! Von Holland ist noch nichts angekommen. Sobald die Kiste ankommt, schicke ich Dir die gewünschten Sachen! Hast Du denn veranlaßt, daß man die Sachen hierher schickt? Warst Du schon in Berlin? Du mußt Dir vor allem warme Unterwäsche besorgen, ich sah‘ daß Du ja garnichts mehr hast!

Du kannst ja nun auch nicht alles

auftragen, was hier ist, weil ja garkeine Möglichkeit besteht, zu ergänzen. Mit Deiner Karte hast Du doch Gelegenheit, bei der H.K.K. zu kaufen. Dort wird ja auch noch gute Ware sein. Mutter kann ja nicht mehr für Dich kaufen, so gerne ich das ja auch täte. Ich mache mir Unruhe, der Winter steht vor der Türe, und Du hast nichts Warmes. Kaufe Dir also Unterjacken + Unterhosen. Nun tue es aber auch! –

Heute ist ein herrlicher Tag, ich werde mit Frau Plantz, die nach langer Zeit heute mal wieder kommt, spazieren gehen. Ich fühle mich wohl, bin ein bischen erkältet. Leider bekomme ich keine Zusatzmarken mehr. Die Milch werde ich ja sehr entbehren. Appetit habe ich ordentlich. Fett müßte etwas mehr sein. Jetzt, wo ich mir selbst koche, bleibt mir zum

Backen garnichts übrig. – Die letzten Tage + Nächte waren nochmal ordentlich unruhig. Von Sonntag zum Montag sind in unserer Umgebung 3 Bomber abgeschossen worden. Sonntag Abend war Josef aus Iddelsfeld mit Familie während des Alarms hier. Die kommen so selten, und dann muß man im Keller sitzen. Ich habe noch etwas Obst gekauft. Aepfel + Birnen. 30 Pfg. das Pfd. Man ist aber auch froh, wenn man noch etwas bekommt!

Hanni ist noch immer krank. Die arme, kleine Maus! Fritzchen ist ein kleiner Schlingel. Allerlei stellt er an. Nun weiß ich nichts mehr zu berichten. Hatte ich Dir schon geschrieben, daß der Hauptm. Frank, Ritterkreuzträger aus der Gemarkenstraße vorige Woche abgestürzt ist, beim Angriff auf Hannover? Die Mutter soll ganz verzweifelt sein. Picks haben auch noch nichts gehört.

Es ist auch schwer für eine Mutter. Gebe Gott uns den Sieg, damit alle die Opfer doch nicht umsonst sind! – Und nun mein Junge sende ich Dir viele Grüße + einen festen Kuß
Mutter.