Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 7. Oktober 1943
Guben, den 7.10.43
Liebes Mütterlein!
Sende Dir mit meinem Dank für Deinen lieben Brief vom 2.10. einen recht frohen Gruß. Ich hoffe und wünsche, daß Deine Erkältung wieder abgeklungen ist. Sicher ist jetzt auch im Rheinland das Wetter wieder trocken und schön, hier ist es seit Tagen und Wochen einfach herrlich. Ich war gestern in Berlin und habe außer 2 Unterhosen nichts kaufen können. Jetzt muß ich mich in Guben umsehen, damit ich einen Hosenstoff bekomme. Ohne lange Hose geht es einfach nicht mehr. Ich bin nicht nach Mariendorf hinausgefahren!
Sehr viel Freude bereitete mir ein Brief von Ali, den ich heute erhielt, den ersten Gruß nach meiner Abreise.
Persönlich geht es mir recht gut, der Dienst macht nach wie vor Freude.
Obltn. Steffani, durch den ich hierhin gekommen bin, ist Brigade Adju. geworden. Er ist jetzt in Cottbus und hat sich von mir auf das allerherzlichste verabschiedet.
Bei der übergeordneten Dienststelle habe ich somit auch bereits Bekannte. Heute hatte unsere Batterie unter meiner Leitung ein Scharfschießen, es hat ausgezeichnet geklappt. Morgen Abend werden wir in’s Biwak ziehen. Ich habe eben den Platz erkundet.
Du schreibst von Deiner Stellensuche und daß Du schon verschiedene Gänge gemacht hast. Wo warst Du denn? Denkst Du auch mal an Reichsbahn u. Post? Ich halte Dir beide Daumen oder kann ich sonst noch etwas für Dich tuen?
Heinrich ist schon wieder operiert worden? Der Arme, paß auf, es gibt nichts mehr mit dem Bein! Du hast mit Frau Lingens eine Wanderung gemacht? Ihr freundet Euch wohl an, mich freut so sehr, wenn Du Gesellschaft hast, die Dich unterhalten kann. Mit Picks Jungen meinst Du doch die beiden Blonden vom Grafenmühlenweg!
Mit einem schönen Gruß und festem Kuß
bleibe ich
Dein großer Junge.