Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 11. Oktober 1943

Köln-Dellbrück, 11. Okt. 43

Mein lieber Junge!

Nun muß ich für 2 liebe Briefe danken, vom 2. + 7.10. Letzterer kam heute an. Ich freue mich über die guten Nachrichten. Nun bist Du schon 3 Wochen dort. Wie die Zeit vergeht! Bleibt es nun bei den sechs Wochen, oder wird es länger sein? Ja, auch hier ist seit einigen Tagen wunderbares Wetter, richtig warm. Ich nutze es noch ordentlich aus. Am Samstag war ich von Frau Plantz sen. + jun. zur Asselborner Mühle eingeladen. Frau Margret feierte Abschied. Sie geht in dieser Woche in ihre neue Stellung nach Meschede. Das erste Mal von Hause fort. Sie passt

doch ganz gut zu Fam. Plantz. Es war übrigens ein schöner Tag. Frau Margret hielt uns frei + schenkte uns zum Abschied noch Blumen. Gestern war Elli hier. Am Mittwoch so Gott will, sollen Oma, Johanna und die Kinder kommen. Hoffentlich haben Sie eine gute Fahrt ohne Fliegeralarm. – Also Du warst schon in Berlin? Schade, daß Du Dir nichts mehr kaufen konntest. Du hättest in H. besser sorgen müssen! Was schreibt die Ali Dir denn? Kann die denn nichts besorgen, wo sie doch ein Geschäft haben. Jetzt denkst Du, wie kann Mutter so etwas schreiben!

Du willst wissen, wo ich schon war für eine Stelle. Die Wehrmacht sucht Flakhelferinnen. Die werden aber kaserniert, das ist nichts für mich. Dann

habe ich bei Herrn Kurth mal angefragt. Er hat schon Büropersonal entlassen, weil er viele Leute abgeben muß, aus dem Betrieb! Nun will ich bei der Post anfragen und ich will noch zur Kaserne. Schließlich bleibt mir doch nichts Anderes übrig, als nähen, so ungern ich es tue. Ja, wenn man keine Papierchen hat, dann ist es auch heute noch schwierig, unter zu kommen. Die jungen Dinger verdienen das schönste Geld! Und ich müßte doch jetzt ordentlich etwas verdienen, wo ich viel Geld gebraucht habe. Ich bin nun mal ein ausgesprochener Pechvogel! Heute schrieb Frau Ermert aus Bad Neuenahr.

Dort ist sie mit ihrem Manne zur Kur. Olles sind hier im Haus. Karl-Heinz Perger wird auch jetzt heiraten. Seine Braut ist in Thorn. Er ist in der Nähe im Lazarett. Sie heiraten dort und ziehen dann nach Junkersdorf zu Verwandten der jungen Frau. Frau Perger geht mit einem Gesicht herum. Übrigens grüßt sie mich kaum mehr, seitdem sie mich mit Frau Lingens schon mal sprechen sieht! – Besonderes gibt es hier nichts zu berichten!

Bleibe gesund, mein Junge, ich wünsche Dir alles Gute, ich bete für Dich. Ich sende Dir viele liebe Grüße und einen Kuß
Deine
Dich l. Mutter.