Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 12. November 1943
Guben, den 12.11.43
Mein liebes Mütterlein!
Eben erhalte ich Dein feines Päckchen mit Äpfeln und leckeren Plätzchen. Das wird jetzt ein nicht geahnter Genuß, wie hast Du es denn fertig gebracht wieder zu backen?
Ich danke Dir für Deine herzlichen und sicher abgesparten Gaben von Herzen. Du kannst mir glauben, ich habe mich ganz riesig gefreut, beim Auspacken ist mir direkt weihnachtlich zu Mute geworden. Ich bitte Dich nur um Eines, bitte spare Dir nichts von Deinen Marken ab, die doch für Dich allein schon knapp genug sind, auch darfst Du mir keine Marken mehr schicken. Ich bin doch kein Kind mehr, Mütterlein, ich weiß wie gerne Du anderen eine Freude bereiten möchtest, weiß, wenn Du es heute seltener kannst als in Friedenszeiten, daß Du mich deshalb doch nicht vergessen hast.
Unfreundlich und kalt ist der November nun geworden, um 17.00 Uhr ist es stockdunkel. Ich bereite mich auf eine Nachtübung vor, von denen wir jede Woche 2-3 machen. Bei allem Dienst, ich bin den ganzen Tag draußen, bin ich gesund und fühle mich wohl.
Wie geht es Dir? Ich hoffe, Du erfreust Dich derselben Gesundheit wie ich. Mußt Du noch nach
Iddelsfeld? Ist Tante Anna immer noch nicht arbeitsfähig? Hat es sie denn so ordentlich gepackt?
Oma hat den Arm also aus der Schiene, schaffen kann sie ja nun noch nicht. Die Freude auf dem Grafenmühlenweg kann ich mir vorstellen und ich wünsche Ihnen Allen viel Glück und Freude.
Ich bereite mich auf meine Hollandreise vor. Ich werde bei Dir vorbeikommen um Geld zu tanken, denn ich möchte die einmalige Einkaufgelegenheit nicht vorübergehen lassen. Gespannt bin ich auf Ali’s Augen, wenn ich dort plötzlich aufkreuze. Du mußt mir Deinen Wunschzettel zurechtlegen, damit ich schon für Weihnachten einkaufen kann.
Hatte ich Dir schon geschrieben, daß die Ortsgruppe mir eine Heimatzeitschrift für die Soldaten des Gaues Köln-Aachen geschickt hat. Woher wissen die meine neue Anschrift?
Anfang dieser Woche habe ich mir den Film Germanin angesehen, er hat mich stark interessiert und war für mich eine feine Abwechslung. Ich habe einen neuen Stubenkameraden, ein Trierer von 23 Jahren, aktiver Offz. Ich komme gut mit ihm aus!
Nochmals vielen herzlichen Dank!
Mit Gruß und Kuß
verbleibe ich Dein großer Junge.