Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 14. Dezember 1943

Guben, den 14.12.

Mein liebes Mütterlein!

Deinen lieben und guten Weihnachtsgruß, Deine frohen Glück und Segenswünsche will ich heute aus dankbarem Herzen erwiedern. Dein Brief hat mich sehr froh gemacht. Dein großer Junge wünscht Dir, seinem treusorgenden Mütterlein, ein frohes und gutes Fest, Gottes reichen Segen, der Dir Frohsinn, Gottvertrauen, Gesundheit und Lebensmut geben möge. Es ist schade, daß ich zum Fest nicht zu Hause sein kann, aber ich werde nicht trübselig. Schöne Kindheitserinnerungen und das Bewußtsein, daß liebe Menschen an mich denken, werden mir

helfen, daß ich den Heiligabend nicht traurig werde. Dafür werde ich dann Silvester bei Dir im trauten Heim sein können.

Ich muß Dir etwas gestehen! Die Liebe zu Ali und das Wissen um ihre Gegenliebe machen mich zu einem frohen und glücklichen Menschen. Wenn nun noch Dein Segen unsere Liebe heiligen würde wüßte ich niemand auf der Welt den ich beneiden könnte. Ich hoffe Du hast nichts gegen unsere guten Gefühle und freust Dich mit mir. Ich wünschte Du könntest baldmöglich Ali kennenlernen. Wir haben schon hin und her überlegt wie man das anstellen könnte. Ali schreibt in ihrem gestrigen Brief: „Eerst moet de ovolog afgelopen zijn en dan komt onze tijd.“

So möchte ich auch sagen. Vorerst kann man noch nicht planen. Ich soll Dich von ihr grüßen und ich würde mich freuen, wenn Du Ihr einen Gruß schicken würdest, Du kannst das je über mich besorgen. Deiner Meinung nach habe ich ja viele Mädchenbekanntschaften gehabt, dem ist aber doch nicht so, und ich kann jetzt wirklich sagen es ist Fügung Gottes, daß ich nach Holland gekommen bin.

Ich bin bei den Vorbereitungen zum Weihnachtsfest, diese Arbeit, Gestaltung der Feier, Ausschmückung des Raumes, Essen und Trinken, Beschenken all dieser Jungen, macht viel Freude, wenn ich auch oft bis in die Nacht hinein schaffen muß. Ich habe mich leicht erkältet, Husten ist aber bereits

abgeklungen und der Schnupfen wird auch wieder abziehen. Hoffentlich macht Dir das feuchtkalte Wetter nichts. Hier liegt nun schon seit 8 Tagen Schnee, und es sieht so aus als wenn wir eine weiße Weihnacht feiern könnten, es wäre sehr schön. Wenn über Neujahr Schnee liegen sollte, bringe ich meine Skistiefel mit. Vielleicht kann ich dann zu Hause etwas skilaufen. Wie sieht es mit der Arbeit aus? Meine kleinen Geschenke bringe ich Neujahr mit. Nun müßte ich Dich nochmals um 100,00 Rm bitten und hoffe dann alle meine Einkäufe für die Feldabstellung getätigt zu haben. Ich danke Dir im Voraus für die Übersendung. Dann wird aber auch wieder gespart und nicht immer etwas abgeholt. Ich bin ein richtiger

teurer Sohn geworden. Wenn ich aber nun auch noch diese Winterausrüstung habe bin ich aber für’s Erste auch fertig eingekleidet. – Meiner Erkältung wegen bin ich in dieser Woche nicht ausgewesen. Ich schrieb Dir ja schon, daß ich Sonntag und Samstag Dienst, O.v.B., gehabt habe. In der vergangenen Woche habe ich mir den Film Großstadtmelodie angesehen, er hat mir gut gefallen. So ist es in Guben ganz nett, Theater Film und Konzert geben einem oft den rechten Ausgleich dem sturen Dienst in der Kaserne gegenüber. Alles in Allem gesehen fühle ich mich wohl, und dies Gefühl wird wohl nicht eine Steigerung erfahren, wenn ich raus komme. Darauf freue ich mich ganz besonders.

An das Ende meines Briefes angekommen, möchte ich Dir für All Deine Güte und Liebe von ganzem Herzen danken, Dir nochmals ein schönes Weihnachtsfest wünschen. Ich werde in der Messe am Weihnachtstag an Dich denken. Wirst Du in die Mette gehen? Ich kann mir vorstellen, wie Du die Feiertage verleben wirst. In Gedanken bin ich neben dem Hollandausflug auch bei Dir, meinem lieben Mütterlein.

Alles, alles Gute wünschend
grüßt und küßt
Dich
Dein großer Junge.