Köln-Dellbrück, 3. Mai 42.

Mein lieber Junge!

Eben komme ich von der Oma. Sie war allein, und schrieb gerade an Heinr. Das Wetter ist so kalt + trübe, zum Laufen war es zu kalt + rauh! Joh. war mit Elli + Josef, die dagewesen waren, nach Gladbach. Heinrich ist Gefreiter geworden. Augenblicklich ist überall trübe Stimmung, das macht das Wetter auch! –

Wie ist es bei Dir, mein Kind? Bist Du wohlauf? Ich dachte, ich hätte nochmal ein Briefchen bekommen. Bist Du gesund? Und wie ist es sonst? Hast Du Deinen eignen Anzug fertig. Ich denke, dann läßt Du mal ein schönes Bild machen, eine Ganzaufnahme, ich möchte Dich gerne in Deiner neuen Ausstattung sehen. Bald bekommst Du auch eins von mir. Es ist so schade, ja traurig, nun

kommt wieder der schöne Sommer, + immer ist noch Krieg. Schon fast 3 Jahre, und noch ist kein Ende abzusehen. Überall Frauen + Mütter allein. So viel Leid in der ganzen Welt. Und wie schön könnte es sein. Wir wollen im Maienmonat fleißig zur Gottesmutter beten, zur Königin des Friedens. Ich habe wieder in Deinen alten Briefen gelesen aus der Dienstzeit. Ja da wüßte man, dann + dann ist Schluß. Aber, alles, alles Grübeln hilft uns nicht. Nichts ist zu ändern. –

Gesundheitlich geht’s mir ziemlich. Bei dem Wetter merke ich mein Rheuma + auch der Kiefer schmerzt. Hoffentlich kommt bald die Sonne. Ich freue mich so auf einen Brief von Dir. Ich lege Dir einen Zeitungsausschnitt bei. So Gott will werde ich in dieser Woche mal zusehen, daß ich die Taufscheine bekomme. Hast Du sonst alles? Hast Du überall nachgesehen

nach Vaters Urkunden. Hier sind sie nicht. Ich habe jedes [..] nachgesehen. Alles ist da, nichts fehlt. Ich meine auch, Du hättest sie mitgenommen. – Ich habe wieder Krawatten für die Wehrmacht, da ist viel Arbeit dran. Schrieb ich Dir daß ich schon wieder ein Freilos hatte bei der ersten Ziehung. Ja, nun weiß ich nichts mehr, als daß ich Dich lieb habe, viel an Dich denke, und Dich sehr, sehr vermisse.

Es grüßt + küsst Dich recht herzlich
Deine
alte Mama.