Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 6. (?) Mai 1942

O.-U. den 6.V.42 (?)

Mein liebes Mütterlein!

Heute will ich weiter mit Dir plaudern nachdem ich gestern unvermittelt abrechen mußte. Wenn ich ehrlich sein soll muß ich sagen haben mir Deine beiden letzten Briefe nicht recht gefallen wollen. Ich kann Dich, liebes Mütterlein, gut verstehen, trotzdem möchte ich Dir zurufen nicht mutlos zu werden, trotz Allem weiter den Kopf hochzuhalten. Wir müssen tapfer sein, denn nur Tapferkeit und Opferfreudigkeit führen zum Sieg an den wir glauben, ja glauben müssen, nur so können uns die feindlichen Besuche in der Heimat, die Opfer in der Ernährung und im täglichen Leben nichts anhaben. Wir Soldaten alle, besonders aber die Kameraden in Rußland, bringen ja auch Opfer und sicherlich die Größten. Da muß die Heimat bei der Stange bleiben! Der Sieg muß unser werden, denn was gäbe es wohl sonst? Du tust mir in Deiner Einsamkeit so unendlich leid, aber Mütterlein, es geht vorüber. Danken wir dem Herrgott für die schönen Jahre des Zusammenseins, die er uns schenkte und bitten wir ihn uns wieder zusammenzuführen.

Ich will Dir nun nochmals für Deine Bemühungen, die Du Dir mit den Geburtsurkunden gemacht hast, herzlich danken. Ich habe nun die Deine, Omas und D. Vaters, der Urgroßmutter Urkunde. Fein wäre es, wenn

Du noch Taufscheine besorgen wolltest! Nach Bornheim schreibe ich selbst! Ich muß auch einmal beim W.B.K. anfragen, ich glaube fast, ich habe diese Papiere einmal eingereicht oder war es bei der Regierung des Vorexamens wegen oder bei der Apothekerschaft?

- Nun erzähl‘ mal wie unser liebes, altes Köln aussieht! Steht vom Rathaus noch was, welche Kirchen außer St. Pantaleon haben etwas mitbekommen? Sind viele Menschenleben zu beklagen? Familie Menrath muß ja schrecklich leiden! Wie sieht es in Dellbrück denn sonst noch aus? Krebsen die Brüder auch immer noch über Thurn und Strunden?

Von hier kann ich nur Gutes berichten außer dem Wetter! Aprilschauern im Mai, ist richtig gesagt. Der Chef ist noch weg, ich habe reichlich Arbeit! Von G. habe ich noch nichts gehört, ich kann nicht verstehen warum Gerd nicht schreibt.

Ich reite ab und zu einmal, weil ich nicht aus der Übung kommen möchte.

Zum Muttertag wünsche ich Dir Gottes Segen, der Maienkönigin Schutz und einen schönen, friedlichen Sonnentag. Ich habe auch wieder 2 schöne Teile für Dich, mit denen ich Dir Freude machen will.

Und nun mache ich für heute Schluß, bald mehr!

Es grüßt und küßt
Dich
Dein großer Junge.