Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 7. Mai 1942
Köln-Dellbr. 7. Mai 42
Mein Junge!
Ehe ich den Tag beschließe, will ich Dir einen herzlichen Gruß senden und für Deine beiden lieben Briefe vom 26.4. + 30.4. danken. Ich erhielt sie nach längerem Warten. Aber der Brief, in dem Du mir von Deinem Namenstag berichtest, ist noch nicht da! Oder hast Du nicht geschrieben, auch nicht die Päckchen bekommen? Ich lese mit Freude, daß Du froh + zufrieden + gesund bist. Gott sei Dank dafür. Deine Bitte, Dich der Gottesmutter zu empfehlen, habe ich erfüllt. Natürlich ist jeden Abend Maiandacht. Ja, im vorigen
konntest Du sie auch oft besuchen. Nun muß ich es für Dich mit tun. Bete aber auch oft ein Ave ihr zu Ehren. – Da habt ihr wohl schon ordentlich Sonne gehabt, wenn Du schon so braun bist. Hier scheint sie seit 2 Tagen mal wieder, aber immer noch herrscht der rauhe Wind, es müßte mehr regnen, alles vertrocknet! Es ist recht, daß Du ordentlich futterst, kaufe Dir wenn möglich noch etwas zu. Nun kann ja nichts schicken, mit den kleinen Päckchen das ist nichts. Also H. Hilgers kommt nun endlich doch zum Studium, na, er sich ja doch kein Soldat! Wie geht es ihm gesundheitlich? K.H. Perger macht ja jetzt auch schon sein Physikum.
Ja, der Willi von T. Finchen macht sicher bald ernst. Ich verstehe ja die Eltern nicht. Er ist noch keine 18 Jahre. Heinrich hat mir lange nicht geschrieben. Mir geht es soweit gut. Ich bekam am Montag 40 Ztr. Briketts. Ich habe sie mit Joh. hereingetragen. Ich wollte erst ein paar Jungen haben, aber ich konnte niemand bekommen, es ist schlimm. Da habe ich Joh. angerufen, als sie kam, hatte ich schon mindestens 10 Z. drin. Ein paar Tage habe ich meine Glieder gespürt. Überhaupt die Jugend. Elsbeth geht doch nun immer einkaufen + alles eintragen lassen könnte sie da nicht meine Karten mitnehmen + stempeln lassen, wo sie doch in dieselben Geschäfte geht. Und überall muß man anstehen.
Nein, überallhin muß ich selbst laufen. Aber ich halte jetzt auch meine Hände zu, wenn Du etwas schickst. Man wird nicht warm mit den Jansens, wenn man es noch so gut meint + versucht! Komische Leute! – Montag wird Klein Fritzchen im Hals operiert, seine Wucherungen entfernt. Hoffentlich übersteht er es gut. Er ist jetzt munter, am liebsten draußen. Seine Oma verwöhnt ihn sehr. Hanni + Liesel kommen wenig, sie spielen mit ihren Freundinnen. Gestern waren Elli + Josef hier für 2 Stunden. Fr. Severin hat ihren Sohn hier. Er kommt zum Kursus nach Jüterbog. Heute war Begräbnisamt für den Uffz. Wolfgarten. – So Rudolf nun bin ich müde. Ich schließe mit den besten
Wünschen + Grüßen + einem Kuß Mutter.