Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 30. Mai 1942
Köln-Dellbrück, 30.5.42.
Mein guter, lieber Junge!
Endlich habe ich Nachricht bekommen! Ich danke unserm Herrgott, daß ich aus aller Sorge heraus bin. Gottlob, daß es Dir gut geht + Du zufrieden bist. 2 Briefe von Pfingsten erhielt ich. Ich bin so froh! Nun weiß ich, wo ich daran bin. Ich dachte diesmal bestimmt, Du wärest abkommandiert worden. Dann hätte ich mich ja auch fügen müssen. Also hast auch Du ruhige Pfingsten verlebt. Wie ich die Tage verbracht habe, schrieb ich Dir ja. Ich glaube allerdings, daß Du nicht alle meine Briefe erhälst, denn ich habe Dich so manches gefragt, + Dir so manches geschrieben, auf das Du garnicht antwortest + eingehst. Auch ich habe die Briefe von Dir den Du erwähnst von Deinem Namenstag noch nicht erhalten. Na, die Hauptsache ist die, wir sind Beide gesund, d. h. bei dem herrschenden Regenwetter plagt mich das Rheuma sehr, bes. in der ganzen rechten Seite. Aber hoffentlich haben wir ordentlich Sonne in den kommenden Monaten. Es hat auch jetzt genug geregnet! Es steht ja alles schön draußen.
Also warst Du nochmal in G.? In O. war es also nichts. Ich schrieb Dir ja schon, daß an der
Bezirksstelle nichts von Deinem Antrag bekannt ist. Also schreib mal hin + schick eine Bescheinigung ein. Wenn Du dann kommst, könnte ich Dir allerlei noch kaufen, wenn man noch etwas bekommt! Hoffentlich bekomme ich dann bald eine schöne Aufnahme von Dir, damit ich Dich mal bewundern kann. Ich bin ja froh, daß Du Dich so einigermaßen schicken kannst in alles. Ja, hoffentlich ist alles doch bald vorüber, daß man wieder für immer zusammen ist. Aber ich glaube, wir müssen uns noch in der Geduld üben. Man ist schon froh, daß der Tommy Ruhe gibt! Aber wie lange? Heinrich schrieb gestern an O. + Joh einen Luftpostbrief daß er auf dem Transport sei in einem Lazarettzug, er hoffe, nach Deutschland zu kommen. Was er hat, schreibt er nicht. Ob er aufs Neue verwundet ist. Man muß auf weitere Nachricht warten. Gerhard Heider schrieb, er hoffe bald in Urlaub zu kommen. Paul vom T. Mal ist 17 Monate nicht zu Hause gewesen. Aber alle sind noch unverwundet, gottlob! Du fragst nach Frl. Heeg? Es ist das alte Frl. aus Köln, ich stellte sie Dir doch in Gladb. vor, die hatte ja ein Zimmer in Gladbach! Jetzt ist sie in Salzbrunn. Es tat mir leid. Sie war mir sehr sympathisch! Aus sehr guter Familie, lebt ihrer Rente! So und nun bis morgen, dann ist Sonntag, dann schreibe ich Dir wieder, gelt?
Bis dahin recht herzlichen Gruß + Kuß
Deine Dichl. frohe + dankbare Mutter.