Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 31. Mai 1942

Sonntag, den 31.5.42

Lieber Mütterchen!

Erhalte soeben Deinen lieben Brief vom 19.5.42 und danke Dir von ganzem Herzen dafür. Ich bin sprachlos, Vater war in Dellbrück? Ich hoffe, daß Dich die Nachricht nicht allzu sehr aufgeregt hat. Etwas merkwürdig wurde mir doch! Ob er wohl einmal an die Möglichkeit gedacht hat einen von uns zu sehen. Denkst Du es wäre Kätti’s Sohn gewesen, der ihn begleitete? Ist die Welt klein! Wie kommt der nun nach Romeney? Na, - egal, wir wissen, daß wir von

Vater nichts zu erwarten haben, wir bauen unser Leben selbst! Nach Bornheim habe ich nicht geschrieben, werde es aber sofort tuen!

Gerne glaube ich, daß es in Altenberg schön ist, besonders der frische Wald mit seinem Frühlingsduften. Neben mir duftet das Reislein Waldmeister, ich denke an den schönen deutschen Wald. Verwunderlich ist, daß Oma immer noch mitmachen kann.

Ich lege Dir ein Bildchen vom 2. Mai bei. Ich schrieb Dir ja schon von den netten Stunden in der Kantine.

Gut geht’s mir! Hannis und Liesels Päckchen werde ich bald schicken.

Es grüßt und küßt
Dich Dein
Junge.

Komme eben mit Oberapotheker Buchholz von einer Bergwanderung zurück, wir waren oben im Schnee, merkwürdig, wenn man bedenkt, daß wir schon Juni haben. Höre eben bei den Meldungen, daß der Tommy einen massierten Luftangriff auf Köln unternommen hat. Wie steht es? Ich hoffe und wünsche heiß, daß der Herrgott Dich beschützt hat. Schreib‘ mir bald, damit ich Gewißheit habe, daß Du froh, heil und gesund bist. Nur nicht mutlos werden!!! Ich bete für Dich!

Gruß
Dein Junge.