Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 6. Juni 1942
Samstag, 6. Juni 42
Mein lieber Junge!
Heute nur einen kurzen, lieben Gruß, der Dir sagen soll, daß es mir gut geht. Wir bekommen allerlei Sonderzuteilung: ¼ Pfd Fleisch, ¼ Wurst, ¼ Butter, ¼ Zucker, ½ Reis, ½ Nudeln, ½ Hülsenfrüchte, ¼ Nüsse, ½ Erdbeeren, 50 gr. Oel 1 Pfund Brot. Der Führer war in Köln, wahrscheinlich auf seine Anordnung hin. Letzte Nacht waren sie wieder 2 Stunden hier. – Wie geht es Dir? Wann sehen wir uns wieder? Ich habe richtige Sehnsucht nach Dir, ich hab‘ ja nur Dich! Oma war eben hier. Sie ist so nervös. Sie ist froh, daß Heinrich
aus Rußland heraus ist! Hier sind jetzt schon Ferien, bis 27. Juli. Alle Schulen, soweit sie noch da sind, sind Notquartiere. Es ist eine Arbeit, alles zu organisieren. So ein paar Stunden können alles ändern.
Und nun Rudolf hoffe + wünsche ich, daß Du wohlauf bist. Schreib mir mal, wann Du wohl Urlaub bekommst!
Herzlichste Grüße + einen lieben Kuß von
Deiner Mutter