Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 10. Juni 1942

Köln-Dellbrück, 10.6.42.

Mein lieber Rudolf!

Ich hatte gedacht, noch mal etwas von Dir zu hören. Jetzt, wo ich Ferien habe, vermisse ich Dich besonders. Ich habe im Hause allerlei in Ordnung gebracht, im Keller, auf der Mansarde u.s.w. Dann habe ich Holz geholt morgens, wenn ich mit Fritzchen im Walde war. Gestern Nachmittag war ich in Gladbach, habe mich im Rosengarten hingesetzt mit einem Buch. Dann war ich mit Fr. Jansen + Elsb. mal in Odenthal. Schade, daß Frl. Heeg nicht mehr hier ist, die hatte immer Zeit + Lust mitzugehen. Man konnte sich mit ihr unterhalten, sie war viel herumgekommen. Na, übermorgen gehe ich ja wieder zum Geschäft, hoffentlich gibt es wieder Arbeit. Dann habe ich wieder den Tag ausgefüllt! – Wie geht es Dir? Alles beim Alten? Hier ist es seit gestern sehr kühl geworden, sodaß man sich draußen nicht hinsetzen kann. Morgen muß ich zum Zahnarzt. Freitag will ich früh nach Köln, mir noch allerlei ansehen + dann erst zum Geschäft gehen. Man hört so viel. Immer noch werden Tote geborgen. Viele Familien sind sehr schwer betroffen worden.

Was macht der Urlaub? Weißt Du schon etwas? Von Heinrich haben wir noch nichts wieder gehört! Gerhard Heider kommt bald in Urlaub! Hast Du nach Bornheim geschrieben + Nachricht? Schreib mir bitte bald!

Viele liebe Grüße, mein Junge + einen festen Kuß sendet Dir
Mutter.