Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 25. Juni 1942
O.-U. den 25.6.42
Meine liebe, gute Mutter!
Ich will und muß Dir nochmals für Dein fleißiges Schreiben und für die feinen Päckchen danken und will jetzt wieder einmal ausführlich schreiben. Ich bin wirklich froh zu hören, daß es Dir gut geht, daß Du gesund bist und wieder in Arbeit bist. Wie war denn der Urlaub? Es ist wirklich schade, daß Du in diesem Jahr keine kleine Reise oder einen kleinen Aufenthalt an einem netten und schönen Flecken haben konntest. Ich denke, Du bekommst doch nochmals Ferien, denn diese freien Tage waren ja unfreiwillig. Es wäre wunderbar, wenn Du Dich in meinem Urlaub frei machen könntest. Wenn Alles klappt werde ich wohl Ende Juli bzw. Anfang August für 18 Tage zu Hause sein, schon jetzt freue ich mich riesig.
Wie kommt’s, daß die Arbeit nicht gut bezahlt wird? Mußt Du bei Leibbinden lange arbeiten? Du hast Dich mit dem kleinen Fritz angefreundet, mit Kindern weißt Du prima umzugehen! Er hat Dich also bei morgendlichen Spaziergängen begleitet und Dir die Zeit kurzweilig gemacht! Wie sieht es bei Schlössers, Nußbaums, Oma und Johanna aus? Was macht Hanni in der Schule, ist Liesel immer noch wild wie ein Junge?
Ich fühle mich wohl, Sport treibe ich fleißig, muß schon von Dienst wegen mitmachen. Sonntag ist Abtlgs.-Sportfest in B. Morgen Freitag reisen wir schon dorthin, so ist es zu verstehen, daß uns die Woche so kurz wird. Das Wetter will immer noch nicht so recht, es ist immer noch unbeständig.
Kühl ist es auch, an Schwimmen können wir noch nicht denken! Wie gesagt, ich treibe viel Sport, fahre häufig bil und schieße Möwen, Krähen, Krammetsvögel, letztere geben eine ausgezeichnete Suppe.
Hier ist jetzt die Hummerzeit! Ein Kilo lebenden Hummer kostet rund 4,00 Kronen, fehlt nur Majonnaise. Ich überlege schon wie ich welchen heim-bringen kann!
War die Sonderzuteilung nach dem Großangriff spürbar? Leider gibt es hier auch kaum noch etwas Eßbares zu kaufen, ich hätte Dir sonst schon längst ein Päckchen geschickt.
Ich lasse heute wieder eine Bestellung an die Kleiderkasse los, man muß solange kaufen wie es etwas gibt. Ist der Schneider Schulz noch zu Hause? Ich wollte im Urlaub bei ihm arbeiten lassen, Stoff bringe ich mit.
Gibt es morgen schönes Wetter haben wir eine herrliche Autofahrt vor uns, ich freue mich darauf. Überhaupt liegen einige schöne Tage vor uns. Ich wünsche Dir ebenso schöne Tage wie ich sie im Augenblick erleben darf und schließe heute mit den allerbesten Wünschen für Dein Wohlergehen.
Es grüßt Dich mit treuem Kuß
Dein großer Junge.
Anbei ein Bild des hiesigen Soldatenheims, deren Leiterin Du schon aus meinem Brief von heute Morgen kennst.