Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 15. Juli 1942

Köln-Dellbrück, 15.7.42

Mein lieber Junge!

Heute sollst Du nun den versprochenen, ausführlichen Brief haben. Gestern Abend kam ich nicht dazu. Berta, die den Kleinen zu T. F. gebracht hatte, kam in derem Auftrage zu mir, ich möchte herüberkommen. Sie wollten ein wenig feiern, ihren 20 jährigen Hochzeitstag. Willi hatte ein paar Freunde. Schrieb ich Dir schon, daß Willi für 6 Tage hier war, morgen früh muß er wieder fort! Onkel Georg spendierte ein paar Flaschen Wein, vom selbstgemachten. Die

Hast Du eigentlich die 2 letzten Pakete mit Gebäck + 2 mit Nüssen nicht erhalten? Auch den Brief mit dem Ehrenpreis nicht?

Jungens machten Musik, 2 Accordeons, Deine Gitarre, Mundharmonika recht laut, O. Georg strahlte. Er holte zum Schluß noch sein Instrument, Flasche mit 2 Löffelchen. Dann wurden Witze erzählt! Überhaupt ich kam aus dem Staunen über die Kerlchen von 18 Jahren nicht heraus! – Heute erhielt ich nun Deine beiden lieben Briefe vom 8. + 10.7., wofür ich herzlich danke! Immer wieder freue ich mich über die guten Nachrichten, daß es Dir gesundheitlich gut geht, + daß Du zufrieden bist. Jetzt hast Du also Freude am Sport. Wann steigt denn das Fest? Noch vor Deinem Urlaub

Du wolltest mir doch ungefähr den Termin angeben? Wie war der Bierabend zu dem Ihr eingeladen habt? Wars schön? Ich möchte auch schon so eine Heimschwester sein. Die kommen in der Welt herum! – Ich werde Frau Lingens Bescheid sagen, ich dachte es mir schon, daß es nichts würde. Du brauchst doch da nicht zu gratulieren, auch nicht bei H. Neu. Berta erzählte mir, sie hätte Dir geschrieben wegen eines Pelzes. Ihr dürftet ein Fell fertig mitbringen, wenn Ihr es dort im Geschäft kauftet. Sie rechnet mit Bestimmtheit darauf, daß Du ihr einen mitbringst. Sie meint ja, Du könn-

recht herzliche Grüße + einen Kuß von Deiner
Mutter.

test überhaupt mehr mitbringen. Andere können + hätten allerlei. Denk auch an Hanni + Liesel. Letztere meinte vor ein paar Tagen, als sie mich sah, das Päckchen von O. Rudolf ist sicher verloren gegangen. Kaufe aber keine Kettchen + Armbänder. So etwas zum Aufstellen, oder sonst etwas.

Auch hier ist das Wetter sehr ungünstig, viel Regen, kühl + trübe. Und man sehnt sich so nach Sonne. Ich nähe wieder Krawatten. Wir müssen jetzt für alle die ausgebrannten Geschäfte sorgen. Für die lieben Grüße aus G. herzl. Dank, grüße bitte wieder. Samstag war Fr. Plantz hier. Heute fuhr sie nach Münster zur Schwiegertochter für 14 T. Dann nach Wörishofen. Richard kommt jetzt in Urlaub, geht 14

Tage mit Margret zur Eifel! Das ist ein Haushalt! Sonst hier alles beim Alten. Oma geht’s noch gut! Auch mir. Und nun empfange