Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 24. Juli 1942
O.-U. den 24.7.42
Mein liebe Mutter!
Herzliche danke ich Dir für Dein lieben Brief. Ich freue mich gute Nachricht von Hause zu bekommen, ich bin so froh, daß Du gesund bist und auch gute Mut hast. So ist’s Recht, immer Kopf hoch, der Frieden komm doch einmal. Ich stehe noch ganz unter dem Eindruck der heutiger Sondermeldung vom Fall Rostows. Großartig wie die Kameraden das schaffen, man kann es fast nicht glauben, daß so Gewaltiges geleistet wird. Der Russe bekommt jetzt Schläge, die er so schnell nicht verwinden kann. Es geht bestimmt den den Sowjets zu Ende.
So gewaltig und lebendig das Geschehen im Osten ist, so ruhig, fast friedlich ist es hier. Beim Umschauen in die herrliche Natur könnte man den Krieg ganz vergessen. Es ist jetzt zu schön! Die Luft ist erfüllt von Heuduft, es riecht prächtig. Die Straßengräben haben sich sich mit blühendem und duftendem Mädesüß geschmückt. Ich gehe fast täglich in’s Wasser, kalt ist es aber schön. Heute verabschiedete ich die Sportler, ich habe die schönsten Hoffnungen, leider kann ich selbst nicht Zeuge der Siege sein. Ich fahre morgen zum Kursus. An Deinem Namensfest werde ich also in der Landeshauptstadt sein. Eine Woche später werde ich zurückfahren.
Ich habe heute wieder einmal ein pfundiges Essen gehabt. Gestern hatten wir ein Schwein geschlachtet, davon gab es heute ein großes, saftiges Kotellett, der Oberapotheker stiftete ein Büchse selbstgezogenen, gestochenen u. eingeweckten Spargels, dazu hatten wir Kartoffel. War das ein Festessen? Kirschen gibt es in rauhen Mengen, das Kilo kostet 3,00 Kr. Man sieht im Städtchen kaum einen der nicht Kirschkerne spuckt. Wir essen uns fast krank. Leider ist das Obst nicht so gehaltvoll, schmackhaft und süß wie in der Heimat, es fehlt hier eben die Sonne.
Ich fühle mich sauwohl, denn ich bin gesund und munter. Selbstverständlich freue auch ich mich riesig auf meinen Urlaub, wie ich Dir schon
schrieb werde ich Dir sofort den Termin mitteilen, wenn ich ihn selbst erfahre. Auf den Kurs freue ich mich auch, es ist mal was Neues!
Wie es mit einem Pelz werden soll, weiß ich noch nicht. Die haben Alle gut reden, ich habe doch allerlei Verpflichtungen und bin im Großen und Ganzen gesehen ohne Zuschuß von Hause, selbst bei meiner Einkleidung, ausgekommen. Du kannst Dir vorstellen, daß das Zeug und all die Kleinigkeiten nicht gerade billig sind. Ich weiß nicht wie ich an die Kronen kommen soll, 400-500 muß ich bestimmt zahlen, fertige Pelze sind noch teurer. Krumme Dinger drehe ich jedenfalls nicht, das kommt garnicht in Frage. An Hanni und Liesel werde ich denken. Und nun Schluß!
Es grüßt u. küßt Dich heute recht herzlich Dein Junge.