Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 26. Juli 1942

Köln-Dellbrück, 26.7.42

Mein lieber Junge!

Nun sollst Du den vorgestern versprochenen Brief haben. Gestern Abend kam ich nicht dazu, ich war auch zu müde. Ich kann doch nicht mehr so viel leisten, man merkt doch, daß die Verpflegung nicht recht ausreichend ist. Ich bin so schlank geworden. Aber auch das Wetter macht schlapp. Zwei Tage war es nun schön, heute ist es schon wieder vorbei, dunkel + trübe ist es. Heute früh um 8 Uhr war der Tommy schon hier, wir mußten aus der Kirche. Fast jeden Tag ist Alarm, Samstag Mittag kamen sie auch herüber geflogen, so hoch. Auch des Nachts müssen wir wieder öfter raus. Wann mag das mal zu Ende sein?

Geht es Dir gut? Wann kommst Du nun? Am Mittwoch den 29. gehen Jansen’s für 14 Tage in die Sommerfrische in die Eifel. Ich hatte gedacht, Dich dann hier zu haben. Das wäre schön gewesen. Fährst Du nun über Dresden. Johanna + Hanni wollen morgen, Montag hin für 8 Tage. Heute kommt Joh. erst von Wuppertal, wo sie 8 Tage war. Ich habe für Heinrich ein nettes Buch gekauft! – Wer hat mir denn da einen Gruß gesandt? Der Name ist doch ein norwegischer? Ich kann mir das garnicht zusammen reimen. Wo hast Du denn geschrieben? Ist es ein „Er“ oder „Sie“? Woher die Freundschaft? Dürft Ihr das denn? Daher hattest Du wohl auch keine Lust zum Schreiben. T. Stina’s + O. Arn. Namenstage hattest Du auch vergessen!!!??? –

Ich habe heute nicht gefeiert! Das

kann man nicht mehr. Was ich zusammengespart habe, brauche ich im Urlaub! Als erster kam Fritzchen zum Gratulieren mit Berta. Dann Fr. Jansen + Else. Berta brachte ein ganz kleines Hockerchen, es ist aber zu klein, eine Platte. Ich brauche es nun. Fr. Jansen 1 P. Strümpfe + Stoff für ein Nachthemd. Dann T. Finchen mit 3,50 + Aepfeln aus dem Garten. Dann Fr. Ermert mit einem Blümchen + Johannisbeeren, dann Agnes Böhner mit schönen, roten Gladiolen. Dann Onkel Arnold mit guten Wünschen, T. Stina mit 10 Mk. Am Abend kam Onkel Georg + T. Finchen nochmal. Sonst war niemand hier. Oma wollte kommen mit Hanni + hier essen, aber Josef hatte sie auch eingeladen. Da gibt es ja auch

noch etwas mehr zum Futtern. Am Nachmittag kam der kleine Josef + wollte mich holen. Ich habe aber abgelehnt + gesagt, ich käme mal mit Dir vorbei. Als alle fort waren, habe ich genäht! – Fr. Jansen bekam die Nachricht, daß Ltn. Grundig auch gefallen ist, 22 Jahre alt! Gestern wurde hier H. Dr. Koerver’s Schwiegersohn, Ltn. Stümper 34 Jahre alt, beerdigt, an einer Angina in Leipzig gestorben, genau 1 Jahr nach seiner Frau. Traurig! Karl-Heinz Perger kommt wahrscheinlich nach Köln zum Studium oder nach Bonn. So nun mache ich Schluß, ich bin sehr müde, ich glaube das Wetter macht das.

Empfange viele herzl. Grüße + einen Kuß
Mutter.