Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 30. Juli 1942
Köln-Dellbrück, 30.7.42
Mein lieber Rudolf!
Herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief vom 21.7. Also mit Deinem Urlaub ist es noch nichts. Du mußt also wieder zu einem Kursus? Nun bin ich aber sprachlos! Nun weiß ich auch, warum Du keine Lust + Zeit zum Schreiben hattest! Ein kleines Mädel war der Grund! Na, das mußt Du mir erzählen. Vorläufig kann ich mir noch kein Bild darüber machen! – Schade daß Du nicht jetzt hier bist. Ich bin allein. Jansens sind seit 2 Tagen in die Eifel zur Erholung. Sie bleiben 14 Tage. Da bin ich nun den ganzen Tag allein. Ich schlafe bei Ermerts, gehe auch dort in den Keller. Die Schule ist mit Handwerkern belegt. Da mag ich allein nicht rübergehn. Wir haben jetzt jeden Tag 2, 3 auch 4 mal Alarm. Montag + Dienstag Nachmittag sind in Köln Bomben gefallen, Montag 6 Tote, Dienstag? Man kann kaum mehr raus. Heute hatte ich große Wäsche, Arbeit habe ich genug, das ist aber auch alles. – Johanna ist wieder nach Dresden mit Hanni.
Frau Plantz schrieb aus München + Wörishofen. Die hat nun schon 8 Wochen Ferien, seit Ende Mai. Ich wäre gern auch mal einige Tage gegangen, aus dem Alarm heraus. Man ist wieder nervös. Überhaupt das Alleinsein.
Combüchens Georg ist auch in Rußland. Denkst Du an Oma’s Namenstag, 23.8., 9.8. Vaters Geburtstag! Nun hatte ich mich auf Ende Juli gefreut auf Deinen Urlaub, nun ist es nichts. Schade! Und nun Gott befohlen. Sei aufs Herzlichste gegrüßt + geküßt
von Deiner
Mutter.