Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 7. August 1942
O.-U. den 7.8.1942
Mein liebes Mütterlein!
Wieder sollst Du einen Gruß aus meiner Behausung haben, ich bin froh wieder zu Hause zu sein, mehrere Tage war ich unterwegs. Eine Übung löste die andere ab, erst heute morgen kehrte ich aus B. zurück. Gestern habe ich dann bei der Abtlg. erfahren, daß ich noch etwas warten muß ehe ich in Urlaub fahren kann. Ich bin der zweitnächste Offz. der jetzt fahren kann. Mein Vorgänger reist am 18. d. M. ich werde dann bald fahren können. Wir müssen uns also noch einige Tage gedulden.
Hoffentlich haben wir im September
noch einige schöne Tage. Ich freue mich doch riesig mit Dir zu wandern und zu reisen.
Ich habe viel Arbeit, ich muß jetzt den Kursus auswerten und überall Vorträge halten oder Unterricht leiten. Wenn nicht immer diese langen Reisen wären, könnte es sehr nett sein. Augenblicklich ist das Wetter blendend, es ist wieder warm geworden, die Nächte aber sind sehr frisch.
- Du machst Dir Sorge um mich? Das brauchst Du nicht, ich bin wirklich gesund und fühle mich wohl. Wenn ich Dir da auch etwas vorgeklagt habe, so schlimm ist es nun doch nicht, ich habe noch Zeit zum Heiraten, ich werde wohl nicht zu spät kommen.
Dann machst Du Dir sicher Gedanken über meine neue Bekanntschaft, auch da brauchst Du keine Sorgen zu haben, es ist ein nettes, frisches Mädel aus gutem Haus. Mich reizt der Einblick in diese norwegischen Kreise. Die Familie ist deutschfreundlich, U.S., und wohnt im schönsten Vorort von Bergen. Wie ich Dir schon schrieb lernte ich sie hier in O. auf dem Sportplatz kennen. Sie war hier in Ferien! –
Heute gehe ich früh zu Bett, ich habe viel nachzuholen. Ich wünsche Dir einen ebenso guten Schlaf, hoffentlich kommt der Ruhestörer nicht.
Ich schließe nun für heut‘
und verbleibe mit herzl. Grüßen u. einem treuen Kuß
Dein großer Junge.