Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 27. September 1942
O.-U. den 27.9.42
Meine liebe Mutter!
Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief vom 17.9. Heute, am Sonntag, erhielt ich Deinen Sonntagsgruß. Ich bin so froh und dankbar, daß es Dir gut geht, nun mußt Du auch wieder zufrieden sein, denn Deinem Jungen geht es gut. Ich habe viel, sehr viel Arbeit, aber das macht glücklich und zufrieden. Auch glaube ich bestimmt, daß Du über kurz oder lang eine andere Tätigkeit finden wirst. Hab‘ Geduld und sehe Dir die Anzeigen im Sonntagsblatt an. Ich verstehe Dich ja ganz und fühle mit Dir. Hab‘ Gottvertrauen, Mütterlein, er hat uns bis jetzt ganz wunderbar geführt und wird uns auch in Zukunft nicht vergessen.
Was macht Heinrich, der arme Kerl, denn nun nach der zweiten Operation? Ich hoffe, daß er langsam auf dem Wege der Besserung ist. Omas Sorgen kann ich verstehen!
Warum dürft ihr denn bei Alarm nicht mehr in den Schulkeller, ist das auf Herrn Pütz zurückzuführen, gehst Du denn jetzt zu Ermerts? Herr Jansen sollte sich doch einmal darangeben einen eigenen, sicheren Keller zu bauen, so große Mühe und Unkosten bereitet das doch nicht.
Ich bin gespannt was der Div. Kommandeur zu meinem Studienurlaubsgesuch sagt, das wäre fein, wenn ich endlich anfangen könnte. Na, auch ich muß in dieser Angelegenheit geduldig warten, man kann nichts über’s Knie brechen.
Von mir kann ich sonst wenig Neues berichten, Siv sah ich bisher einmal für wenige Minuten wieder. 2 Kameraden sind zu Leutnant’s befördert worden, Erdmann wurde gewählt. Hier in V. war heute Reitturnier, es waren nette, abwechslungsreiche Stunden. Morgen kommt der Kommandeur zu Besuch, er will sich die Battr. ansehen. Du kannst Die sicher vorstellen, daß die höh. Führung jetzt ein besonders wachsames Auge auf die Battr. wirft. Vom Chef hörte ich weiter nichts, Mitte Oktober wird er zurückkommen.
Was macht der kleine Fritz, wie geht es bei Schlössers? Gibt es sonstige Neuigkeiten in Dellbrück? Herrn Reuland kann ich wirklich nicht verstehen, das muß doch eine komische Wirtschaft sein, wenn da so eine Felders Liesbeth arbeitet. Im Frieden würde er sich das wohl auch nicht erlauben können. – Na, wer weiß ob ich bei ihm zufrieden geworden wäre. Ich schließe für heute mit der Hoffnung daß Du meine Päckchen bekommen hast.
Gruß und Kuß
Dein großer Junge