Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 25. Oktober 1942

Sonntag, 25.10.42

Mein lieber Rudolf!

Ich habe nach der Enttäuschung einmal geschlafen, der erste Sturm hat sich gelegt. Schade, es ist heute so schönes Wetter, fein hätten wir rausgehen können. Na, hoffentlich doch bald einmal. Nun muß ich 3 Tage Gemüsesuppe essen, die ich für gestern Mittag gekocht habe. Den Kuchen will ich verwahren, nächste Woche kann ich nicht schon wieder backen, dafür fehlen mir die Zutaten! Nun zu der andern Sache. Ich habe alles überdacht, alles hat seine zwei Seiten. Und Du wirst es Dir ja auch überlegt haben, denn es geht ja um Dich, um Deine Zukunft! Und Du bist ja alt genug, daß Du weißt, was Du willst. Und die Karriere ist Dir ja bekannt! Ich habe heute früh, am Christkönigsfest besonders für Dich gebetet. Und Maria, die Rosenkranzkönigin, die Mutter des guten Rates, wird helfen. Alles ist gottgewollt!

Warum sagt man sich das nicht gleich! Es geht doch, wie Gott es haben will! Fr. Plantz hat mich auch ein bischen beschwätzt! Also, sehen wir allem in Ruhe entgegen. Ich freue mich, daß Du gesund + wohlauf bist! Und hoffentlich können wir doch bald alles mündlich besprechen! Sind die Päckchen aus Norge angekommen? Die Uniform ist bezahlt, 3 % Skonto! 161,56 Rmk. habe ich eingezahlt! Zu Gerhard will ich mal hin, ich nehme ihm etwas zum Rauchen mit. Hast Du noch etwas? Bringe es bitte mit. Jetzt will ich ein bischen an die Luft, es ist so schön klar + trocken, nach der dunklen Regenwoche!

Morgen fährt Joh. von Dresden ab. Hoffentlich geht es mit Heinrich langsam besser. Er muß noch sehr schwach sein! Und nun wünsche ich Dir alles Gute + sende Dir lieben Gruß + Kuß
Mutter.