Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 28. Oktober 1942
Köln-Dellbrück, 28.X.42
Mein lieber, großer Junge!
Heute erhielt ich Deinen lieben Brief, scheinbar vom Sonntag. Schönen Dank dafür! Ich freute mich darüber. Hast Du nun Post bekommen? Hoffentlich meine beiden letzten Briefe zusammen, damit der eine aufhob, was der andere angerichtet hatte. Ich bin gesund + zufrieden, und ich würde mich riesig freuen, wenn Du nun doch noch ein paar Urlaubstage zu Hause verbringen könntest! Schade, daß ich Dir nichts schicken kann. Oder soll ich auf die erste Adr. noch mal etwas schicken? Ich kann mir vorstellen, daß Du auch enttäuscht warst, als Du nicht fahren konntest! – Eben war ich bei Joh. die heute zurück kam. Heinr. geht es gottlob etwas besser. Wir alle sind so froh! Auch bei Anni war ich. Sie ist auch schon 5 Wochen krank! Nieren + Blasengeschichten!
Gerhard habe ich noch nicht gesehen. Ich habe ihm Zigaretten + Zigarren dagelassen. Paul von T. Mal hofft nun auch in Urlaub zu kommen. –
Gestern war ich bei Dr. Müller. Die Zähne sind noch nicht fertig. Ich glaube, ich habe sie Weihnachten noch nicht. Er ist zu überlastet. Und Techniker fehlen, und Material! Überall ist Krieg. Da kann man nichts machen. Nun haben wir Sonntag – Allerheiligen. Wo ist das Jahr geblieben? Ob es nun der letzte Kriegswinter ist? Gottlob, daß genug Kartoffeln da sind! Habt Ihr auch genug? Bleibt Ihr noch länger da? Nun wirst Du im kommenden Winter nicht Skilaufen können. Ja, so ändert sich alles. Hörtest Du schon etwas von Deinen Kameraden, von Siv + Gerd? Schrieb Dir der Chef mal? Nun mache ich Schluß, ich bin müde! Ich grüße Dich recht herzlich + wünsche Dir nur Gutes + einen festen Kuß sendet Dir
Deine Mutter.