Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 14. November 1942
O.-U. den 14.XI.42
Liebes Mütterlein!
Dieses soll nun der richtige Sonntagsgruß sein, den ich Dir aus Feierabendstimmung des Wochenendes schreibe. Ich habe mich fein gemacht und sitze nun in unserem improvisierten Kasino und warte auf das Abendessen, die Radiomusik aus Oslo erinnert an schöne, vergangene Tage. Heute Abend erhielt ich neben Deinem lieben Brief vom 10.XI. zwei Briefe, die mich sehr gefreut haben. Den ersten schrieb Herr Kirste, in Schafstädt sind alle gesund, Alles geht den gewohnten Gang. Herr Kirste war nach dem Großangriff einmal in Köln, er war erschüttert und ist froh, daß er in Mitteldeutschland steckt. Er bittet mich 2 Paketmarken zu schicken, ob ich es tue weiß ich noch nicht. Der zweite Brief kam aus Norge, Uffz. Best der Schreiber, dankte für meinen Kartengruß. Die Kameraden sind nicht mehr oben, sie sind unterwegs. Erdmann ist Leutnant geworden, auch andere Beförderungen teilte er mir mit. So bin ich nun über die Neuigkeiten beim alten Haufen unterrichtet.
Eben bekam ich das Paket mit meinen Skisachen zurück, es war zu groß. Darum geht es in in verkleinertem Maß morgen wieder ab. Leider bekommst Du nun meinen Brief auch später.
Mein Suchen nach einem Hosenstoff war bis jetzt vergebens. Montag will ich einmal in die nächste
Stadt um Weihnachtsgeschenke einzukaufen, eine feine Sache. Wann werden wir das wohl wieder zusammen tätigen können?
Die Nachricht vom Fall Tobruks hat uns einigermaßen erschüttert. Trotzdem, eine Niederlage können wir wohl besser als die Tommys vertragen, das Kriegsglück wechselt eben, an der Tapferkeit unserer Kameraden hat es bestimmt nicht gefehlt. Der Nachschub war wohl zu schwierig. Der Tommy wird jetzt eine wüste Reklame machen. Wir aber wollen voll Vertrauen in die Zukunft schauen, denn unsere Sache ist gerecht und unser Kampf heilig, geht es doch um unser Volk, um die sichere Zukunft kommender Geschlechter.
Auch hier ist alles noch ziemlich grün, Kohl steht noch auf den weiten, kaum abzusehenden Feldern. Wir haben wirklich einen schönen und langen Herbst gehabt, wie mag der Winter werden. Wir wollen hoffen, daß der Herrgott gnädig ist, und uns einen milden Winter schenkt.
Ich freue mich und danke Dir, wenn Du mir Hemd und Schlafanzug schicken wirst. Marken dafür lege ich bei. Nun warte ich darauf, daß Du mir in Deinem nächsten Schreiben wieder einmal etwas über Deinen Alltag erzählst. Und nun Schluß für heut‘!
Dich grüßt und küßt
Dein großer Junge.