Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 15. November 1942
O.-U. den 15.XI.42
Liebe Mutter!
Auch heute, an einem Novembersonntag, schreibe ich Dir meinen Gruß. Ich wünsche Dir von Herzen Gesundheit, Freude und Zufriedenheit. Ich wünsche Dir meine gute Stimmung und meinen Frohsinn. Der Dienst ist für heute zu Ende, nun kann ich den Sonntagsfrieden genießen. Augenblicklich scheint sogar die Sonne, es fehlt also nichts, zumal das Mittagessen gut gewesen ist. An Obst und Gemüse leiden wir keinen Mangel, mit Heißhunger stürzen wir uns auf die langentbehrten Leckerbissen. Hoffentlich hast Du auch Obst bekommen und konntest Du für den kommenden Winter Vitamine aufspeichern. Mit dem Einmachen wird es wohl schlecht bestellt gewesen sein, hier ist der Zucker sehr knapp.
Auch sonst spürt man hier den Krieg doch an allen Ecken, aber trotzdem leben die Leute auf dem Lande recht gut. – Ich schicke Dir heute eine niedliche Geburtsanzeige. Die Geburt ihres ersten Söhnchen gaben meine Quartierleute auf diese Weise bekannt. Das Kärtchen ist doch wirklich nett.
Sollte das Wetter zu Hause auch so schön und außergewöhnlich milde sein machst Du sicher einen Spaziergang, ich möchte schon recht gerne mitmachen. Hast Du die norwegische Truhe einrichten lassen? Eine sonstige Veränderung der Wohnung hast Du wohl nicht vornehmen können, hier ist ebenfalls Arbeiter und Handwerkermangel. Sonst ist nichts Neues zu berichten.
Dich grüßt und küßt
Dein großer Junge.