Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 5. Dezember 1942
O.-U. den 5.XII.
Liebe Mutter!
Nikolaus Abend! Schon seit Tagen ist dieses Fest Gesprächsstoff der kleinen Mädel und Jungen, immer wieder hörten wir Lieder von St. Kloos, nett in dieser unbeholfenen Sprache. Wir feierten im kleinen, gemütlichen Kreis die Barbara und ich dachte an unsere schöne Feier im Vorjahr. Am gleichen Tage wurde ich freudig überrascht durch ein schönes Buch von dem Norweger Falkberget, das mir die 2. Battr. zur Erinnerung schickte. Sie schreiben eine nette Widmung hinein und alle Unteroffiziere haben sich eingeschrieben, ich sehe die guten alten Kameraden wieder vor mir und Ihnen sende ich von ganzem Herzen viel Soldatenglück und eine frohe Rückkehr aus der harten Front im Osten. Hier spricht man davon, daß sie am Wolchow stehen. Ich bin also wieder nicht zur Zeit dabei gewesen, meine Versetzung ist zu früh gekommen! Oben wurde ich damals beneidet, bei der Verabschiedung durch den Rgtskommandeur glaubte derselbe auch, daß wir eher
als sie zum Einsatz kämen.
Ich habe nun schon längere Zeit nichts mehr von Dir gehört, nehme aber an, daß Du geschrieben hast, die Feldpost aber durch Weihnachtssendungen so überlastet ist, daß Verzögerungen eingetreten sind. Ich hoffe, Du bist gesund!
Mir geht es nach wie vor gut. Wir sitzen auch heute gemütlich zusammen, und ich glaube, daß wir auch bei dem bevorstehenden Umzug gute Quartiere bekommen. Die Leute in unserem neuen Ort sind nett.
Hast Du das Barbara Päckchen bekommen? Ganz blank waren die Schuhe bzw. der Schuh nicht. Ein Nikolauspäckchen packe ich heute, ich hatte vorher keine Zeit. Ich bitte verzeih mir das! Für Weihnachten habe ich auch etwas. Ich werde Dir morgen wieder ausführlich schreiben.
Gruß und Kuß
sendet Dir
Dein Junge.