Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 10. Dezember 1942
O.-U. den 10.12.42
Mein liebes Mütterlein!
Wieder einmal sind wir umgezogen und haben unsere Zelte an gastlicher Stätte aufgeschlagen. Ich traf es wieder gut, meine Quartierleute sind ältere Herrschaften, Herr Raab ist über 60, seine Frau über 50 Jahre. Sie haben ein gemütliches Heim und haben mir eine nette, saubere Kamer, wie sie hierzulande sagen, eingerichtet. Ich bin also zufrieden, weil ich ein gastliches Dach über dem Kopf habe und mich wohl fühle. Ich bin gesund und tue meine Arbeit, die durch den Umzug umfangreicher geworden ist, gerne und froh.
Die ersten Weihnachtspäckchen trafen ein, 2e erhielt ich von Dir, eins mit Hemd, Schlafanzug und den Büchern. Der Anzug ist prima, er paßt ausgezeichnet. Mit Interesse werde ich die Bücher lesen. Finnland fehlt mir in meinen Nordlandreisen noch. Das zweite Päckchen mit Backwerk und Obst kam gut an. Ich habe noch nichts angebrochen, ich verwahre es. Für beide Päckchen meinen herzlichsten Dank. In Unkosten hast Du Dich also doch wieder gestürzt.
Aus Schafstädt war das dritte Päckchen, Inhalt ist ein selbstgefertigter Likör, probiert habe ich ihn noch nicht, den will ich noch aufheben. Herr Kirste annoncierte ein zweites Päckchen. Ist das nicht anhänglich und nett? Riesig freut mich, daß der Chef mich nicht vergißt. Daß Obltn. Thoma und die Uffz. der Battr. mir ein schönes Buch schickten schrieb ich Dir wohl schon. Das letzte Päckchen war von Tante Stina.
Ich bin froh, daß es Euch Allen soweit gut geht, bedauern tue ich Dich, weil Du wieder soviel Arbeit hast.
Für die schönen Photos, die mir die größte Freude bereitet haben, das Bild auf dem Du unter der Leselampe sitzt steht auf dem Nachtschränkchen, danke ich Dir, lb. Mütterlein, ganz besonders. Wer hat die Aufnahme gemacht? Wunderschön sind sie Alle! –
Deine lb. Zeilen vom 1. und 5.12. erhielt ich heute. Schade, daß die Sprotten verdorben sind. Ist das Päckchen, welches zu Nikolaus ankommen sollte, nun endlich da? Gerd’s Brief freut mich, ich schreibe den Lieben in Gol noch heute Abend. Gerd will von Dir meine Anschrift haben, sie glaubt, ich sei längere Zeit zu Hause gewesen.
Ja, dorthin müßtest Du einmal reisen können, da würde ich Dir gönnen. Lindh’s würden Dich mit Freuden aufnehmen.
Ich habe viel Ärger mit der Einquartierung gehabt. Besonders das Kasino, bzw. dessen Einrichtung, machte viel Arbeit. Du kennst aber mein dickes Fell, ich schüttele die Nörgeleien ab wie lästige Wassertropfen.
Ich bin und komme immer mehr in Weihnachtsstimmung. Ich freue mich, daß Oma und die Kleinen am Fest bei Dir sein wollen. Heinrich hat mir einen kurzen Brief geschrieben, ich sehe, es geht ihm besser. Wielange war Willi denn in Urlaub? Noch nicht von Aug. Acher gehört?
Ich weiß noch garnicht, wie ich nur die Weihnachtsgeschenkchen transportieren soll? Na, ich muß mal sehen.
Herzlichst grüßt u. küßt
Dich
Dein
großer Junge.