Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 11. Dezember 1942
Köln-Dellbrück, 11.12.42.
Mein bester Junge!
Nun will ich gleich danken für Deinen lieben Brief vom 5.12. und Dein liebes Barbarapäckchen. Das war ja seit meiner Kindheit nicht da, daß die Barbara mir etwas in den Schuh gelegt hat. Vielen, vielen Dank dafür. Die Str. kann ich gut gebrauchen, und die Süßigkeiten habe ich für Weihnachten fortgelegt, dann sollen sie mir schmecken. Hoffentlich bin ich in diesem Jahre besser daran, als im vorigen Jahr, da hatte ich die Zahngeschichte. Und hoffentlich kannst Du auch schöne Weihnachten feiern. Wo seid Ihr denn wohl? Wie ich lese, geht es ja wieder fort. Ich glaube daß Ihr doch auf Umwegen in Rußland landen werdet! Ich hörte auch, daß die aus Norwegen am Wolchow seien. Schön, daß die Kameraden an Dich gedacht haben. + Dir ein Erinnerungszeichen geschickt haben. Wie fühlst Du Dich in der neuen Einheit?
Hier sind nun Weihnachtsbäume eingetroffen. Letztes Jahr hast Du ihn geholt + geschmückt. Ich bin froh, daß die Kinder kommen, sonst würde ich wohl nichts machen. Joh. fährt nächsten Samstag schon nach Dresden. Onkel Toni + Elli fahren kurz vor Weihnachten. Heinrich hat sich so wund gelegen, er kann immer noch nicht sitzen, der arme Kerl. Ellli hat den Josef schon wieder da, die hat immer Ferien, und bekommt doch ihr volles Gehalt. Willi hat wieder mit dem Mädchen angefangen, im letzten Urlaub hatte er ja Schluß gemacht, er spricht schon von verloben. Übrigens Karl-Heinz Perger verlobt sich Weihnachten. – Fr. Ermert ist noch krank. Schlimm ist es nicht, sie ist gern bedauert. Ich wäre nicht gut als Krankenpflegerin, wenn einer sich so hängen + bedienen läßt. Nein, das ist auch kein Verkehr für mich, kranke + egoistische Menschen. Na, aber wir zwei kommen gut miteinander aus, das ist auch das Wichtigste. Du gehst mir über alles, nächst unserm Herrgott natürlich. Nicht wahr, mein Jung! Möge es so bleiben. Ich denke viel an Dich, und wünsche oft, ich hätte Dich hier! Alle die schönen Jahre,
die vorübergehen! Bleib gesund mein Jung und guten Mutes! Ich sende Dir eine lieben Gruß + Kuß
D. Mutter.