Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 4. Januar 1943
Köln-Dellbrück, 4.1.43.
Mein lieber Rudolf!
Heute erhielt ich Deinen lieben Brief, nachdem ich schon Ausschau gehalten hatte. Nachdem Du in Deinem letzten Brief mitgeteilt hattest, daß Du Nierenbeschwerden hattest + dazu einen Bandwurm, hatte ich doch etwas Unruhe, als ich nichts hörte. Und nun schreibst Du in Deinem letzten Brief garnichts von Deiner Gesundheit. Halte Dich warm, jetzt in dem naßkalten Wetter, das ist nämlich ungesünder, als z. B. die trockene Kälte, die Du in Norwegen erlebt hast! Und Deine Kur? Hast Du sie noch nicht begonnen? – Mein Junge, ich denke auch so wie Du! Ich bin unserm Herrgott auch von Herzen dankbar + bitte ihn um weitere, gnädige Führung! Auch ich hoffe zuversichtlich + voll Vertrauen auf eine bessere Zukunft! Und Jedem will ich sein Glück gönnen.
In der Familie ist alles in Ordnung!
Es tut mir leid, daß Du viel Ärger + Verdruß gehabt hast. Ja, man kann sich vorstellen, daß das allerlei Arbeit gibt + so viele Leute zu führen. Ich wünsche Dir alles Gute. Eben habe ich ein Päckchen für Dich fertig gemacht, und hoffe, daß es gut bei Dir eintrifft! – Wie ich die Festtage zugebracht habe, schrieb‘ ich Dir ja schon. Heute ist nun alles abgerückt, wie ich glaube, auch zufrieden. Ich habe heute neue Arbeit geholt, und nun geht es mit neuem Mut an die Arbeit. Meine Wohnung muß ich nun gründlich säubern. Gestern Abend war Onkel Willi mit Familie hier. Ich habe mich gewundert + gefreut! Viel Besuch hatte ich die Tage. Auch die Kerzen am Baum haben gestern nochmal gebrannt! Seit Neujahr habe ich bei Ermerts geschlafen, heute schlafe ich wieder hir. Fr. Er. ging heute für 8 Tage ins Krankenhaus zur Röntgenaufnahme. Ich muß H. Er. ein bischen betreuen. Hoffentlich hast Du inzwischen alle Post bekommen, ich habe regelmäßig geschrieben. Im neuen Jahr war der Tommy schon 3 x hier des Abends.
Für heute schließe ich, es ist gleich 11 Uhr. Ich sende Dir einen recht herzlichen Gruß + Kuß
in Liebe Deine Mutter.