Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 13. Januar 1943
Köln-Dellbrück, 13.1.1943
Mein lieber Rudolf!
Heute hatte ich nun bestimmt ein Briefchen von Dir erwartet, das letzte datiert vom 5.1. Du bist doch nicht krank? Oder ist sonst etwas passiert. Ich mache mir Sorgen! Hoffentlich kommt morgen etwas! Du weißt ja, wie ich bin. – Gestern kam ein kleines Büchlein an (Justus v. Liebig) mit beiliegendem Brief. Die A-schaft bittet mich, da sie keine Marken habe, es Dir zu übersenden. Du schickst mir ja Marken, ich bat Dich ja darum. – Hier gibt es nichts Neues, nur der Tommy kommt trotz des schlechten Wetters fleißig. Heute früh um 6 Uhr war er schon da. In Odenthal hat er auch geworfen. Was er da nur sucht? Herr Pastor Zaunbrater in Essen hat auch alles verloren, er selbst hat das nackte Leben gerettet, die Münsterkirche soll in Trümmer liegen. Wann mag das einmal
aufhören. Man freut sich garnicht auf das Frühjahr. Dann wird es erst recht losgehen! Und nur unser Herrgott kann uns helfen! Gestern war ich in Iddelsfeld. Dort gab es ein gutes Mittagessen. Anna ist auf der Besserung, sie hatte Kopfgrippe. Fritzchen ist auch besser, liegt aber noch. Sonst ist alles gesund! Nun hoffe ich recht bald von Dir zu hören, hoffentlich sind meine Briefe nun alle eingetroffen: von Weihnachten, mit einem Briefchen von Siv u.s.w. Schreibe mal darüber. Nun muß ich noch fleißig nähen, keine schöne Arbeit: „Trope“. Und nun für heute Schluß. Ich grüße Dich mit einem festen Kuß in Liebe
Deine Mutter.