Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 13. Januar 1943
O.-U. den 13.1.43
Mein liebes Mütterlein!
Die ganze Winterherrlichkeit, Schnee und Eis, ist im Schwinden begriffen. Heute trägt die dünne Eisdecke auf den Grachten und Kanälen nur noch ganz kleine jongens en meisjes, die sich noch mit Schlittschuhlaufen und Schlittenfahren vergnügen. Es war ein Vergnügen den Holländern auf dem Eis zuzusehen, Meister im Eislauf, Kampfsport und Kunstlauf sieht man allerdings nicht. Nun ist es wieder warm und naß, nur der Wind hat sich von Nordost nach Südost gewendet. Ich habe nach wie vor reichlich Arbeit besonders hinsichtlich der kommenden Besichtigung. An die Luft komme ich nur während des Außendienstes. Trotzdem oder gerade deshalb fühle ich mich wohl und habe guten Mut. Ich bin zufrieden, wenn ich höre, daß Du gesund bist und wie ich immer den Kopf hoch hältst. Ich bin gespannt wie Du mit den neuen Zähnen aussehen wirst. Ich freue mich auf den Urlaub, wie es im Augenblick aussieht fahre ich im März, wenn die kleinen Veilchen blühen.
Ich kann nicht verstehen warum ich keine Post von Siv bekomme, Gerd schrieb einen netten Brief zum Neuen Jahr. Ich habe gleich zurückgeschrieben. Sonst gibt es nichts Neues im Westen.
Dich grüßt und küßt
Dein großer Junge.