Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. Januar 1943
Köln-Dellbrück, 17.I.43
Mein bester, lieber Rudolf!
Zwei liebe Briefe erhielt ich von Dir, vom 10. und vom 13.1., für die ich herzlich danke. Noch immer höre ich nichts davon, ob mein Päckchen mit dem kleinen Kuchen angekommen ist. Wenn auch das verloren gegangen sein sollte, so täte mir das leid, denn ich wollte Dir doch eine kleine Freude machen. Du scheinst auch nicht meinen ausführlichen Brief von Weihnachten, 25.12., dem ersten Feiertag erhalten zu haben, darin hatte ich das Briefchen von Siv, ein kurzer Weihnachts + Neujahrsgruß, beigelegt. Es war an Deine Heimatadresse geschickt. Wie kommt das, daß so viele Briefe von Dir + mir verloren gehen? Das war doch sonst nicht der Fall? Kommt das bei den anderen Kameraden auch vor? Es ist doch die einzig mögliche Verbindung + Verständigung. Das
ist merkwürdig. Ob Jemand Interesse daran hat?
Ich freue mich, von Dir gute Nachricht über Deine Gesundheit zu erhalten! Das ist einmal die Hauptsache. Ja, auch hier sind Eis + Schnee verschwunden, schönes, klares Wetter haben wir. Allerdings der Wind ist noch sehr scharf, wir haben auch erst Januar. Ich kann mir vorstellen, daß Du reichlich Arbeit hast! Klappt es denn? Alles Gute zur Besichtigung! Gestern erhielt ich Gerd’s Weihnachtsbrief zurück. Der Soldat ist jetzt in Rußland, er konnte mir also den Brief nicht bringen. Es tut mir leid, Gerd hätte sich sicher über meinen Gruß gefreut! – Sehr freut mich die Nachricht von Deinem baldigen Urlaub! Hoffentlich gibt es was, ich meine, nicht das Ihr vorher ausrückt! Also ich freue mich schon darauf und richte mich ein bischen. Nun mein Lieber wünsche ich Dir alles, alles Gute! Bleibe mir gesund + hab guten Mut! Diese Woche kommt Joh. zurück. Oma war mir den Kleinen heute hier, ich habe hier gekocht! Sie kommt jetzt gern. Wir waren am Nachmittag nach Gladbach, die alte Fr. Fischer liegt schwerkrank!
Nun sende ich Dir meine Junge herzlichste Grüße + Küsse
+ bleibe Deine alte Mutter.