Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 19. Februar 1943
O.-U. den 19.2.43
Mein liebes Mütterlein!
Noch immer bin ich ohne Nachricht von Dir, ich mache mir fast Unruhe, wenn ich mir nicht sagen würde, daß ich längst ein Telegramm bekommen haben würde, wenn etwas passiert wäre. Darum hoffe ich, daß Du heil geblieben bist, daß Du gesund und munter bist. Wie geht es? War die Nacht vom 14.-15. auch für Dellbrück schwer und tragisch? Von Ehrenfeld bis hin nach Wesseling sollen sich die Zerstörungen dieser Nacht ja ziehen. Du mußt mir das mal erzählen! Ich kann garnicht verstehen, warum ich so selten Post bekomme. Ich habe auch bald das Empfinden, daß Post verloren geht und zwar absichtlich. Sind meine Päckchen denn nun endlich angekommen? Deines habe ich abgeschrieben! Schade drum! – Mir geht es gut, gesund bin ich, guten Mut habe ich auch. Der Tag der Rückkehr des Chefs rückt näher, aber ob ich dann mal für 2-3 Tage aufatmen kann ist noch fraglich. Eine mot. Einheit wird neu aufgestellt, es ist möglich, daß mir diese Arbeit zufällt. An meinem Urlaub hat sich bis jetzt nichts geändert, halte mir einen Daumen, damit es klappt. –
Ich lese den großen König von Franz Heyk nun zum zweiten Mal. In dieser Zeit, der schweren Kämpfe im Osten, wo man vielleicht auf trübe Gedanken kommen könnte ist es gut, wenn man zurückschaut und aus schweren Stunden großer Menschen lernen kann. Heute war nun wieder einmal Gottes Dienst. Ich habe an Dich gedacht! Das Wetter ist schön, frühlingshaft. Schneeglöckchen und Krokus