Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 26. Februar 1943
Köln-Dellbrück, 26.2.43
Mein lieber Junge!
Vorerst entschuldige, daß ich mit Bleistift schreibe, ich sitze im Luftschutzkeller. Heute haben wir das siebte Mal Alarm. Letzte Nacht von abends neun bis morgens um ½ 2 Uhr. Der Tommy meint es gut. In Köln in der Thieboldsgasse, in der Schaafenstr., Aachener + Luxemburgerstraße fielen Bomben, es gab auch Tote. Ich glaube, wir machen noch allerlei mit. Möge unser Herrgott uns beistehen. Augenblicklich schießt es tüchtig. – Nun schreibe ich zu Hause weiter. Es war wieder allerhand los, trotzdem es sehr neblig ist + den ganzen Tag war. Bei jedem Wetter kommen sie jetzt. –
Wie geht es Dir mein Junge? Habt Ihr auch viel Alarm? Ich bin so froh, wenn Du bald mal kommst! Gestern habe ich Onkel Willi doch die Marken gebracht, er freute sich
sehr, frug, was sie kosten. Ich sagte ihm, wir kämen zusammen mal rauf, wenn Du hier wärest. Für H. Ermert kannst Du dann ja neue mitbringen. In den nächsten Tagen will Tante Finchen nach Dresden fahren. Heinrich wird sich freuen. Ostern fährt Joh. mit Liesel. Onkel Willi, O. Georg, H. Jansen, H. Pütz und viele Andere sind augenblicklich für einige Tage in einer Uebung. Abends kommen sie nach Hause. Jetzt müssen sich die Frauen melden zum Arbeitseinsatz. Wenn alle helfen, dann wird der Krieg mit Gottes Hilfe doch bald ein Ende nehmen. Nun schließe ich, ich bin müde. Hoffentlich lassen sie uns schlafen. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehn + sende Dir herzliche Grüße + einen Kuß
Mutter.
Einen schönen Sonntag wünsche ich Dir. Ist der Chef zurück?