Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 2. April 1943

Köln-Dellbrück, 2.4.43

Mein lieber Rudolf!

Ich erhielt nun schon zwei liebe Briefe von Dir, vom 29. + 30.3. Sie melden mir Deine gute Reise + Ankunft bei der Truppe. Also Du bist wieder im alten Gleise. So schnell kann ich das von mir nicht behaupten. Dafür bin ich eben zu viel allein + habe zu eintönige Arbeit. Aber ich bin ja froh + zufrieden und Gott dankbar, wenn es Dir gut geht, und wenn Du zufrieden bist. Für Deine lieben Worte danke ich Dir recht herzlich. – Ja, dann will ich mich auch schon auf den nächsten Urlaub freuen, wenn auch noch mancher Tag + mancher Abend darüber vergehen wird. – Daß Vater die Fragebogen ohne ein Wort zu schreiben, schicken würde, dachte ich mir. Er tut mir ja leid, daß er sich nicht überwinden kann. Ich kann ihm aber nicht helfen, und das wird er ja auch nicht wollen. Ich denke täglich an ihn, mehr kann ich nicht tun. – Auch hier herrscht seit ein paar Tagen Sturm, und kalt ist es dabei. Es ist April! – Also ist schon ein Kamerad an Wolchow schwer verwundet? Übrigens, was meinst Du denn von Heinrichs Verwundung. Oma war schon hier + frug, was Du denn darüber schriebst? – Denkst Du denn jetzt an die Anmeldung bei der Uni. Die nötigen Papiere schickst Du mir am besten zu!

Hemden kann ich Dir noch nicht kaufen. Es sind erst 10 Punkte auf Deiner Karte fällig + 20 Punkte muß man für ein Oberhemd haben. Daß Du bald an Lingens denken willst, ist mir recht, dann habe ich das aus dem Kopf. Herr Ermert ist krank, er sieht auch nicht gut aus. – Draußen wird es nun langsam grün, wenn es jetzt wärmer wird, dann ist es schön. Wenn man es nur mal wieder so recht aus vollem Herzen genießen könnte, unbeschwert + froh! – Der Aufsatz über die Hochschulen war auch in unserer Zeitung. Ich wollte ihn Dir geschickt haben. Ja, nun bist Du schon gut 8 Tage fort, auch für mich waren Deine Urlaubstage Festtage. So wünsche ich Dir, mein Junge alles Gute. In liebem Gedenken grüßt + küsst Dich herzlich
Deine
Mutter.