Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 4. April 1943
O.-U. den 4.4.1943
Mein liebes Mütterlein!
Schon 2 Sonntage sind seit meinem schönen Heimaturlaub vergangen, den ersten habe ich auf der Bahn zugebracht, d. h. am Abend bin ich bei der Truppe eingetroffen, und heute bin ich nun wieder im alten Gleise. Heute morgen habe ich einige Pferde bewegt, nun nach dem Mittagessen will ich mit Dir plaudern und Dir einige Zeilen schreiben. Ich wünsche Dir einen recht frohen, geruhsamen und sonnigen Sonntag. Hoffentlich kannst Du einen hübschen Spaziergang machen.
Die Woche verging mit ihrer Arbeit sehr schnell, wenn man 14 Tage aus dem Betrieb heraus ist, gibt es doch allerlei Neuigkeiten, besonders in einer jungen Einheit, die so mancherlei Aufgaben hat. Jetzt bin ich aber drin, stecke wieder mitten in der Arbeit! Deine lieben Briefe vom 26. und 28. habe ich gestern erhalten und danke Dir auf das Allerherzlichste. Auch ich habe im Urlaub viel Freude erlebt und danke Dir dafür. Übrigens Deine Plätzchen schmecken ganz hervorragend. Abends schmause ich gewöhnlich zwei bei der Lektüre des Helden vom Ommerborn. Das Buch ist wirklich nett, ich frage mich nur ob
die Umgebung Ommerborns, seine Jugendgefährten nicht doch alle Phantasiefiguren sind, ich kann mir kaum vorstellen, daß sie alle historisch sein sollen. Jedenfalls schreibt Odenthal nett, flüssig und gefällig. Das Werk ist ein Produkt eines fleißigen Mannes, eines begeisterten Heimatgeschichtlers.
Mir persönlich geht es ausgezeichnet, bei verschiedenen Geburtstags und Abschiedsfeiern haben wir wieder recht gut gelebt. Im Laufe dieser Woche werde ich Dir ein kleines Päckchen schicken.
Gestern erhielt ich den ersten Brief aus Norwegen. Frau Lindh schrieb mir! Sie teilte mir mit, daß Gerd seit Januar mit einer schweren Sepsis, die sie sich in der Fuchsfarm, wahrscheinlich durch einen Fuchsbiß, zugezogen hat im Krankenhaus liegt. Es muß böse um sie gestanden haben. Vielleicht wäre sie Ostern zu Hause. Die Mama freut sich ihren kleinen Sonnenschein wiederzubekommen. Sie schreibt, noch sei Gerd sehr schwach, sie müsse Ruhe haben, denn das Herz sei angegriffen. Gleich werde ich dem armen, kleinen Mädchen schreiben. Die Ärmste tut mir wirklich leid, sie muß schon sehr krank sein, sonst hätte sie mir selbst auf meinen Brief geantwortet. – Hilgers schrieb einen kurzen Brief und über Vaters prompte Übersendung der Unterlagen habe ich Dir schon berichtet.
Herzlichst grüßt und küßt Dich
Dein großer Junge.
Zur Verlobung Richards werde ich selbst gratulieren!