Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 18. April 1943
O.-U. den 18.4.43
Mein liebes Mütterlein!
Sicher hast Du Dir schon Deine Gedanken über mein längeres Schweigen gemacht. Ich hoffe aber, daß Du Dich nicht allzu sehr gesorgt hast, denn Du weißt doch, daß ich Dich sofort von größeren Ereignissen in Kenntnis setze. – Für Dein wunderschönes Päckchen, das ich bereits am 14. d. M. erhielt danke ich Dir auf das Herzlichste. Die Plätzchen sind wieder einmal großartig. Gestern an meinem Namenstag kam Dein lieber Brief vom 13., den Du am 14. in den Kasten gesteckt hast, an. Vielen, vielen Dank für Deine Glückwünsche und Deine Grüße. Auch Hannis Gruß hat mich sehr gefreut.
Und nun will ich Dir erzählen, warum ich einige Tage nicht geschrieben habe!
Am Mittwoch bekam ich einen pfundigen Auftrag. Im linken Nachbarabschnitt sollte ich Erkundungen durchführen. Es war herrliches Wetter, der Auftrag dauerte etwa 8 Tage und die Gegend meiner Erkundung zählt wohl zu den schönsten des Landes, Bädergegend. Am Donnerstag dampfte ich also mit einigen Leuten wohlgelaunt ab.
Geringfügige Halsbeschwerden beachtete ich nicht. Quartier nahm ich in einem erstklassigen Hotel. – Alles versprach ein angenehmer Ferienaufenthalt zu werden und so hatte die Abteilung es sich auch gedacht als sie mich losschickte.
Ich sitze abends im Kasino, meine Halsschmerzen werden ärger, und ich bekomme Schüttelfrost. Mann, ich lege mich früh zu Bett um am nächsten Morgen auf der Höhe zu sein. Ich schlafe schlecht, schwitzte fürchterlich, wechsele die Wäsche. Morgens reite ich mit einem Major zur Erkundung aus. Ich fühle mich nicht wohl ich friere. Anschließend fahre ich noch etwa 3 Stunden mit dem Rad los. Dann ist’s zu Ende! Ich gehe gleich zum Arzt. – Doppelseitige Angina, rechts Bildung eines Abszesses. Ich bitte um Ablösung und fahre noch am gleichen Nachmittag nach Hause, gehe dort zu unserem Oberarzt der mich sofort in’s Bett stoppt und ordentlich in die Kur nimmt. Mit Hilfe von [..] und Eigenblutspritzen verhinderten wir die Bildung eines Geschwüres. Prontosil brach das Fieber, ich hatte es über 39° gebracht, und Kamille und Trypaflavin ging den entzündeten Mandeln zu Leibe. Nun geht es wieder bergauf, das Fieber fällt, Schluckbeschwerden werden weniger. Ich denke, daß ich übermorgen aufstehen kann.
Herr Ermert schreibt, er dankt für die Marken
Ich glaube aus diesem Brief einen gewissen Egoismus herauslesen zu können. Sobald ich auf den Beinen bin, denke ich auch an Lingens.
Wie geht es nun Dir? Bist Du immer noch erkältet? Sicher hast Du Dich bei der alten Trini angesteckt! Blas‘ ihr doch einfach was. Die kann sich doch helfen, hat Dienstmädchen und selbst Verwandte am Ort. Ich muß bei dem herrlichen Wetter zu Bett bleiben. Hoffentlich kannst Du raus, an die Frühlingsluft.
Der kleine Frühlingsgruß von Gisela Lingens ist wirklich nett. Ich brauche mich ja nicht zu bedanken. Er war ja für Dich bestimmt. Bald mehr.
Alles Gute.
Gruß u. Kuß
Dein Junge.