Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 28. April 1943
O.-U. den 28.4.43
Mein liebes Mütterlein!
Mein Gruß beginnt mit der bangen Frage nach Deinem Ergehen. Ich hoffe, daß das Fieber endlich nachgelassen hat, und Du Dich auf dem Wege der Besserung befindest. Hast Du noch Schmerzen? Möge der liebe Gott Dich schützen und Dich recht bald wieder gesund machen. Ich habe heute ein Päckchen abgeschickt, das Dir hoffentlich Freude bereitet und Dir hilft wieder zu Kräften zu kommen. Habe leider nicht Alles das, was ich schicken wollte, hinein tun können da es sonst zu schwer geworden wäre. Auch an Lingens ging heute ein Päckchen mit dem gleichen Inhalt ab.
- Mir geht es wieder gut, das Aufstehen bekommt mir recht gut. Die Angina ist abgeklungen! Ich werde meiner Mandeln wegen einmal einen Facharzt konsultieren, auch begebe ich mich nun endlich in zahnärztliche Behandlung. –
Das Wetter ist nach den regnerischen und stürmischen Ostertagen wieder schön geworden. Jetzt hab sich der Wind gelegt, die Sonne scheint wieder und endlich wird auch hier Baum und Strauch
grün. Osterlämmchen sind allenthalben auf den Weiden zu sehen und kleine, gelb-kugelige Gänse und Enten marschieren hinter der Mutter her. Auf dem Kanal vor meinem Fenster ist reger Verkehr, seit gestern stehen die Dorfjungen mit ihren Angelruten stundenlang in bewundernswerter Langmut und Ausdauer. Das Fischen scheint ihr Frühlingssport zu sein.
Einen Strauß frischer Tulpen habe ich mir eben gekauft, Du glaubst nicht wie wundervoll die Blumenfelder jetzt ausschauen.
Ich freue mich auf den ersten Spaziergang, noch mehr, auf den ersten Ritt. Gestern erhielt ich Post aus Rußland. Ltn. Weinrebe, der jüngste Herr des Rgt’es, aktiv, der zur Ersatztruppe versetzt worden war, schrieb mir aus dem Lazarett. Nach 4 wöchigem Einsatz am Wolchow liegt er nun schon x Wochen mit Fleckfieber. Der arme Kerl tut mir aufrichtig leid! Über das Thema „Urlaub“ schrieb ich wohlschon. Kommt nichts dazwischen bin ich im Sommer wieder 14 Tage zu Hause. Sonst gibt es nichts zu berichten. Über verschiedene Vorkommnisse werde ich Dir im Urlaub mündlich berichten.
Nochmals wünsche ich Dir gute Besserung.
Herzlichst grüßt und küßt Dich
Dein Junge.