Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 10. Mai 1943
Köln-Dellbr. 10.5.43
Mein lieber Rudolf!
Heute früh erhielt ich Deinen lieben Brief vom 7.5. + Dein schönes Päckchen vom 4.5. Ich danke Dir für Beides recht herzlich. Das sind ja feine Sachen in Dein Päckchen. – Du bist aber im Irrtum, wenn Du meinst, Dr. Berh. nähme die Sache auf die leichte Schulter. Schon nach 2 Tagen, als das Fieber nicht zurückging, begann er zu arbeiten. Verschiedene Male hat er mich mit aller Sorgfalt untersucht, er tut alles, mir zu helfen. Und Gott sei Dank kann ich Dir berichten, daß er zufrieden ist, + sagt, das Wasser ginge zurück. Ich nehme Tabletten und muß schwitzen. Schon 14 Tage schwitze ich. Ich soll nur gut essen dabei. Aber Alle, T. Finchen, T. Stina, Oma, Anna in Iddelsfeld und nicht zuletzt Dein Päckchen, bes. die Butter, helfen dazu. Ich werde gut versorgt + bin allen dankbar. Auch viele Blumen bekomme ich, sodaß ich doch etwas vom schönen Mai habe. Ich hoffe, bald aufstehen zu dürfen. Jetzt kommt Johanna des Morgens + versorgt mich, und schläft auch hier.
Wie geht es nun Dir? Ich mache mir Sorge. So schnell kannst Du nach der bösen Halsgeschichte doch noch nicht Dienst tun. Rudolf denk an Deine Gesundheit, das ist das Wichtigste. Und Du bist noch jung! Bist Du beim Zahnarzt? Nun setze es auch durch! Ist es bei Euch auch so rauh + kalt? Nun schließe ich für heute. also sei ohne Sorge. Unser Herrgott verläßt uns nicht. Auch Dir alles Gute und Gruß + Kuß
Deine Mutter.