Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 18. Mai 1943
O.-U. den 18.5.43
Meine liebe, gute Mutter!
Gestern habe ich Dir nur wenige Worte schreiben können, ich war in Eile und hatte viel Arbeit. Heute will ich nun meinen Schrieb fortsetzen.
Mir geht es recht gut! Wir haben herrliches Wetter und ich nütze die Sonne tüchtig. Jeden Mittag lege ich mich an windgeschützter Stelle zum sonnenbaden in den Garten. Ich habe denselben etwas in Ordnung gebracht, und so habe ich hier ein kleines Fleckchen Erde, das mir die Heimat ersetzen muß. Unsere Mahlzeiten nehmen wir seit einigen Tagen im Freien ein, wir freuen uns über jede Minute, die wir in der Sonne zubringen können.
Ich habe wieder Bücher gekauft und zwar 1.) Das unwandelbare Herz, leider nicht so gebunden wie unser erstes Buch, 2.) von dem jetzt nach seinem Tod erkannten Norweger Olav Dunn „Menschen und Schicksale“. Wenn ich die Bücher durchgeschmökert habe schicke ich sie Dir nach Hause.
Wie geht es Dir? Hoffentlich macht Deine Genesung Fortschritte! Ich wünsche jeden Tag auf’s Neue, daß Du bald wieder recht gesund wirst.
Noch kann ich Dir nicht sagen, ob ich bei meiner Fahrt nach Jüterbog vorbeikommen kann. Bis jetzt ist der Kursbesuch noch sicher, aber der Kommis macht einem häufig einen Strich durch die Rechnung. Ich glaube nicht eher dran bis ich in Jüterbog bin.
Nun schicke ich Dir ein kleines Päckchen und wünsche guten Appetit.
Alles Gute wünschend und mit dankbarem Gruß
bin ich Dein
großer Junge.