Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 27. Mai 1943
Köln-Dellbrück, 27.5.43
Mein lieber Rudolf!
Ich sitze in der Küche allein, Oma ist ein bischen raus, da will ich mit Dir erzählen. Dein Brief vom 22.5. kam an, als Du gleich abgereist warst, auch die Anzeige. Bist Du gut angekommen und wie geht es dort? Gefällt es Dir? Schade, daß kein schönes Wetter ist, so kann ich nicht in der Sonne sitzen. Die täte mir gut. Gestern war Frau Lingens noch mal hier. Sie geht zum Schliersee, ich solle mitkommen in 3-4 Wochen. Aber das kann ich mir nicht erlauben. Heute habe ich ziemliche Schmerzen in der Seite, das tut wohl das Wetter. Morgen kommt der Arzt. Man weiß doch garnicht, wie reich man ist, wenn man gesund ist. Möge unser Herrgott dazu helfen, daß ich es auch bald wieder werde, und wieder arbeiten kann. Es ist doch ein großer Ausfall. Wirst Du nun Richard auch gratulieren, nun verbummele es aber nicht. Adr. von Elisabeth Lingens: „Frau Meywald.“ Frau Meywald! Gratuliere auch da.
Wirst Du nun ein paar Tage Sonderurlaub haben nach dem Kursus? Ich hoffe es aber bestimmt. Wie ist die Verpflegung? Ich denke noch viel + gerne an die Stunden, die Du hier warst. Es ist ein Geschenk für uns, wenn Ihr jetzt mal nach Hause kommt. – Nun will ich schließen für heute. Höre ich bald etwas. Empfange viele herzliche Grüße + Küsse
von Deiner
Dich l. Mutter.