Anna Schmitz an Sohn Rudolf, 23. November 1935
Köln-Dellbrück, 23.11.35.
Mein lieber Rudolf!
Nun schnell einen lieben Gruß für Dich. Ich will Dir das Päckchen mitschicken. Ich habe nur einige Äpfel hier; ich denke, daß sie Dir munden werden.
Herzlichst danke ich für D. lieben Briefe. Du liebes Kind bist so fleißig im schreiben; und ich kann Dir kaum antworten. Aber bald ist die schlimmste Arbeit vorbei. Habe von gestern bis Montag 30 Dzd. ganz fertig zu machen. Heute habe ich mir noch Zeit genommen zum Putzen. Hatte schon immer gepfuscht! Ja Liebchen, auch Mutter muß tüchtig arbeiten. Wenn wir nur gesund bleiben, dann wollen wir nicht klagen. Arbeit gibt Zufriedenheit. Ich sehe, daß auch Du jeden Tag ein gerüttelt Maß Arbeit hast. Kind es ist aber besser, das leisten zu können, als krank + kraftlos daliegen, gelt! Desto schöner werden nachher die Feiertage sein. Hoffentlich schenkt sie uns der liebe Gott, und sind wir dann gesund + froh! Und dann hast Du schon die schlimmste Zeit des Dienstes hinter Dir. Sei stark und froh, so schrieb der Vater mir früher immer in jedem Brief nach Godesberg, das möchte ich Dir auch sagen. Denk an Deinen Spruch! Und alles, alles wird gut werden. Hoffentlich hast Du einen schönen Sonntag. Kommt Ihr raus? Mutter muß morgen den ganzen Tag feste arbeiten. Denkst mal an mich, ja? Ich werde Dir bald wieder schreiben. –
Wie das mit Barbara wird, weiß ich noch nicht. Erstens kommt’s auf die Arbeit an, ich darf Frl. Maus dann nicht sitzen lassen, denn dann berücksichtigt sie mich später auch nicht. Dann das Wetter. Es ist früh dunkel und wenn es so naß ist, wie jetzt, hat man auch nicht viel. Auf jeden Fall, ich überlege es noch + schreibe Dir darüber. Von Steimels kommt niemand. Es ist ihnen zu viel Fahrgeld, so kurz vor Weihnachten. Also Rudolf, ich sehe mal! – Ich freue mich sehr, daß Du munter bist. Bist auch mein Bester!
Sonst alles beim Alten. Hanni wird jeden Tag nichtsnutziger. Sie ist drollig. Oma freut sich auch, daß es Dir gut geht. Heinr. will selbst schreiben. Er hat noch keine Wohnung. Schlößers alles im Lot! Hier im Hause auch. Maria hat durch die Zeitung eine Stelle, 80 Mk netto. Zum Gildehaus, ein neues Geschäft, Gesellschaft zur Förderung der bildenden Künste. Glück, was? Na, hoffentlich klappt es bei Dir auch später. Ich habe Mut + Vertrauen. Sei nicht böse daß ich schließe, ich habe zu viel Arbeit. Ich schreibe bald wieder.
Von Allen soll ich grüßen, bes. v. Bartz.
Herzlichst grüßt + küßt Dich
Deine
tr. Mutter.