Anna Schmitz an Sohn Rudolf, 4. Dezember 1935
K.-Dellbrück, 4. Dez. 34.
Mein lieber Rudolf!
Es ist zwar schon sehr spät, aber ich will das Paketchen doch noch fertig machen, denn Du wirst mit Sehnsucht auf Geld warten. Ich kann jetzt nur 3 Mk schicken. Solltest Du noch etwas brauchen, so gib mir Nachricht. Dann schick ich Dir am Freitag noch etwas! Dann hat der Nikolaus etwas beigepackt. Laß es Dir gut schmecken! Von Scharrenbroich habe ich noch nichts gehört. Am Samstag ist die Krippe abgeschickt worden. Ich denke, daß diese Woche Nachricht kommt! – Ich habe noch viel Arbeit. Sonntag den ganzen Tag bis abends 11 Uhr genäht! Johanna + Heinrich haben geholfen, Joh. umgedreht + Heinr. Eti’s angenäht! Ich hatte 25 Dtzd. Heute 16 Dtzd. ganz anfertigen. Da kann ich die Küche noch nicht machen lassen, bei so viel Arbeit.
Hier regnets viel, dort auch? Hast Du auch trockene Füße? Ich freue mich, daß Du zufrieden dort bist! Na, bald ist ja schon eine Woche rum, dann noch 8 Tage und es geht heim. Ich bin auch froh, wenn Du wieder da bist. Schreib‘ mir noch mal! Ja? Bist auch mein Bester! –
Viele liebe Grüße + Küsse
Deine Mutter!
Alle lassen herzlichst grüßen, auch Klein-Hanni! –
K.‘Dellbrück, am Nikolausabend 1935
Mein liebes Kind!
Es ist zwar schon 1 ½ Uhr nachts, aber ein Grüßschen sollst Du doch noch haben. Eben war der Nikolaus hier, was er gebracht hat, schicke ich Dir. Morgen früh soll H. Bartz das Päckchen fortbringen. Ich habe keine Zeit! Also viele liebe Grüße + guten Appetit! Und zum Sonntag einen lieben Gruß! Bist Du froh + zufrieden. Ich meine, Du wärest es nicht ganz! Hoffentlich sehen wir uns bald. Bald ist ja Weihnachten! – Für D. lb. Brief vielen vielen Dank! Hier alles beim Alten. Ich bin jetzt müde! Bald mehr. Gute Nacht, mein Junge.
Einen dicken Kuß
Dein Mütterchen!