Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 8. Dezember 1935
Iserlohn, den 8.XII.35
Meine liebe, gute Mutter!
Schon wieder ist eine Woche vorbei. Heute ist schon der 2. Sonntag im Advent. Bald, bald ist Weihnachten. Habe den Urlaub schon eingereicht.
Wenn ich Weihnachtsurlaub bekomme, komme ich schon am 20. (Freitag.) bis zum 27. Komme ich Neujahr habe ich Urlaub vom 30. bis 5. oder 6. Ich habe mir natürliche den Weihnachtsurlaub gewünscht. Weihnachten zu Hause. Klingt fast wie ein Märchen. Freue mich riesig. Heute werde ich auch bei Steimels das Weihnachtsgeschenk für Dich bestellen. Ich bin ganz mit Deinem Vorschlag einverstanden. Nur schade, daß Du Schlauberger schon im voraus das Christkind belauscht hast.
Hier ist es bitterkalt! Heute schneit es wieder. Die Berghänge sind schon alle weiß. Freitag sind wir ausgeritten. Bergauf und ab durch den winterlichen Wald. Wunderschön. Denkst Du nochmals an unsere Fahrten nach Refrath? Recka und Spekulatius! Haben schon manche Freude zusammen erlebt. Weihnachten kommt wieder eine dazu. So bringt Trennung durch Wiedersehen Freude.
Sonst ist alles beim Alten. Der Dienst ist stramm. Er wird aber immer interessanter. Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief und Dein schönes, dickes Paket. Hat der Dellbrücker Nikolaus doch an mich gedacht. Der Iserlohner hat mich vergessen! Am 18. haben wir Weihnachtsfeier. Jede Stube soll geschmückt werden. Die schönste wird vom Major prämiert. Als Geschenk erhält sie ein Bild. Viele Kameraden haben sich Sackkoppel[?], Säbel oder Seitengewehr bestellt. Werden am Sold abgehalten. Ich habe davon abgesehen. Komme doch nur wenig nach Hause, und dann nur um zu strunzen 20-25 Mark ausgeben. Bin froh wenn ich mein Geld ohne größere Abzüge erhalte.
Gestern war Sammeltag für das W.H.W. So ist immer etwas. Meine Ersparnisse wachsen garnicht mehr. Sie schrumpfen zusammen. Hoffentlich erhalten wir Verpflegungsgeld für den Urlaub.
Heute ist wieder allerhand los. Die Barbara ist feierlich eingeholt worden. Reit und Fahrübungen sind gezeigt worden. Die Kaserne zur Besichtigung freigegeben. Über Deine Nachricht von T. Finchen bin ich erstaunt. Hat die aber auf einmal Pech. Nein Arbeitslosigkeit gönne ich keinem. Was hat denn Hanni zum Nikolaus gesagt. War sie in Schwullität? Wie geht es Johanna? Bestelle allen viele Grüße und sage Ihnen, daß ich Ihnen alles Gute wünsche.
Viele herzl. Grüße und einen Kuss
von Deinem großen Jungen.
Bald sehen wir uns wieder!