Anna Schmitz an Sohn Rudolf, 14. Januar 1936
Köln-Dellbrück, 14.1.36.
Mein lieber Junge!
Du hast wohl schon lange auf diesen Brief gewartet. Ja mein Kind, vorige Woche war ich krank. Ich dachte, ich wäre zum Liegen gekommen. Gott sei Dank, es geht jetzt wieder, wenn auch nicht so ganz recht! Wie geht es Dir. Heute früh habe ich ja meinen gewarteten Brief nicht erhalten? Das macht mich unruhig. Bist Du etwa auch krank? Ich hoffe es doch nicht? Ich will also mal warten. Hoffentlich bist Du gesund? Ich denke, Du hast vielleicht Wache gehabt! Also, Mübchen schläft nicht mehr hier. Es ging nicht so recht. Sie ist das Alleinschlafen gewöhnt. Jetzt haben sie ihr das Bettchen zu T. Finchen geholt. Dort schläft sie brav + ruhig. Joh. ist noch immer zu Hause, kommt jeden Tag zur Oma. Ich war noch nicht in der neuen Wohnung von Heinr. Ich hatte mich wohl mit Mübchen erkältet. Nachts ein paarmal aufgestanden + Pulla gemacht + getragen. Sie konnte doch nicht schreien hier. Ich hatte furchtbare Blasenschmerzen. Durch heiße, trockene Umschläge + Tee, ([..]) geht es mir doch besser. Ganz gut ist es noch nicht. – Onkel Georg ist auch noch krank. Grippe ist ihm zum Herzen gezogen. Er ist noch sehr schwach, kann noch nicht herausgehen. Am Sonntag ist T. Finchen schon wieder ein Schwein eingegangen, durch Oma’s Schuld. Eine Stimmung ist da, na, kannst Dir ja vorstellen. Durch Vergiftung. T. F. hatte Phosphor gelegt für die Mäuse. Oma wirft die Speckschwarte in den Stall. Durch Zufall kommt sie ins Stroh, das Schwein frißt + geht ein. Arzt konnte nichts mehr machen. –
Fr. Paulus wohnt nun bei Oma. Es ist uns ganz komisch! – Aber alles wird wohl wieder in Ordnung kommen. Jetzt Schluß, der Kasten wird geleert. Ich schreibe diese Woche noch mal. Arbeit ist ganz nett, mehr, als wir erwartet haben. – Kampmanns haben geschrieben.