Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 17. Januar 1937
Iserlohn, den 17. I. 37
Meine liebe, gute Mutter!
Zum Sonntag die besten Wünsche. Sei nicht böse, liebes Mütterchen, aber über die Enttäuschung mußt Du auch kommen. Man hat uns den Urlaub wieder versaut. Wäre zu gerne einmal wieder nach Hause gekommen. Hätte zu gerne einmal Hermann Punsmann meine Heimat gezeigt. Aber der Spieß hatte seinen bösen Tag. Hatte glatt jeden Urlaub gestrichen. Er sollte Karten für die Fahnenweihe des Soldatenbundes verkaufen, kein Stück ist er quitt geworden. Samstag war großes Flachrennen und Nachputzen. Du siehst die Stimmung hat hier wieder eine Baisse erlitten. Hoffentlich hattest Du keine zu großen Vorbereitungen zu unserem Besuch getroffen. Wann wir nun nach Köln kommen können wir nicht sagen. Übrigens wir kommen für einen Monat zur Wahner Heide. Dann bin ich aber oft zu Hause, gelt? Augenblicklich nehme ich an einem Sanitätskursus teil. Ist ganz interessant. Etwas kann
ich natürlich von der Schule und von dem Kursus in Deutz, den ich als Pennäler mitmachte.
Du schreibst in Deinem lieben Brief von meinem Beruf. Du hast mit Tante Stina gesprochen. Das kann ich Dir nur sagen: An meinem Schaffenswilllen und meinem Willen zum Weiterkommen soll es nicht fehlen. Wenn ich studieren könnte, mir wäre es die größte Freude. Gern will ich dann Entbehrungen tragen. Keiner soll von mir deshalb eine Klage hören. Ich freue mich ja eine so tapfere und treue Mutter zu haben. Aber auch ich will Dich nie verlassen und will mich bemühen Dir keine Enttäuschungen mehr zu machen.
Heinrich hat mir noch nicht geschrieben. Ob es ihm tatsächlich so gefällt wie er nach Hause schreibt? Er will die zu Hause doch nicht beunruhigen. Schreib mir doch bitte seine Adresse. Was gibt es denn sonst Neues? Bald schreibst Du mir doch?
Viele herzliche Grüße und einen Kuß von
Deinem Jungen.