Anna Schmitz an Sohn Rudolf, 19. Januar 1937
Köln – Dellbrück, 19. Januar 37.
Mein liebes Kind!
Heute früh erhielt ich Deinen lieben Brief. Ich beeile mich Dir noch schnell ein Päckchen zu senden. Allerlei vom Sonntag. Hoffentlich ist das Fleisch noch gut. Rieche einmal daran. Wenn es nicht sauer ist, was ich ja nicht glaube, iß es mit gutem Appetit. Tu das Fett in dem Gläschen auf das Fleisch, es ist Bratenfett. Macht Euch einen gemütlichen Kaffee. Äpfel von Tante Stina. Ich habe allerdings vier Stück davon genommen. Ich war Samstag + Sonntag + Montag etwas krank! Da hatte ich auf die Äpfel Appetit. Schade, schade, dass Du Sonntag nicht kamst. Ich hatte Samstag alles gerichtet, trotzdem es mir gar nicht gut war. Betten bezogen, Wohnung fein gemacht, Sonntag früh Fleisch gebraten. Und da kamst Du nicht! Na, so Gott will, dann bist Du im Herbst wieder hier bei mir! – Ich hatte eben Unruhe, Du wärest krank! Wie war eigentlich die Untersuchung? Gottlob, dass Du gesund bist. Sonntag – Abend + gestern waren Schlößers hier, haben am Sonntag Abend hier gegessen, weil ich das Fleisch hatte. – Nun ist Finchen von T. Marie auch gestorben. Morgen – Mittwoch wird sie beerdigt, 48 Jahre alt. Ja es sind schlimme Jahre. So Kind nun schließe ich. Das P. muß fort. Bald schreibe ich Dir mal wieder ausführlich. Bleibe gesund + guten Mutes, alles geht vorüber!
Herzliche Grüße + küßt Dich
Deine Mutter.
Ich denke, Dir eine kleine Freude zu machen mit d. Paketchen.
Sobald Du Zeit hast, schreibe einen netten Brief an Tante Marie.