Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 24. Januar 1937
Iserlohn, den 24. I. 37.
Meine liebe, gute Mutter!
Liebes Mütterchen, ich hoffe Du hast den Sonntag in Gesundheit und zufrieden verbracht. Du warst wieder krank? Mach mir keine Dummheiten! Ist aber auch ein tolles Wetter, einmal lauwarm – frühlingshaft, dann naß, dann kalt und dann ein unbändiger Sturm. Verwahr Dich gut. Ist eine böse Zeit, so richtig zum krank werden. Nehm Dich in acht. Wie ist denn die Arbeit, dringend?
Du müßtest jeden Tag einen Spaziergang machen, Du entwöhnst Dich sonst der Freiluft. Du warst doch immer so gesund als wir noch immer nach Refrath gingen. War auch trotz mancher Strapaze eine schöne Zeit. Für mich war es so gut. Ich hatte keine Zeit zum Poussieren, war gesund, und uns zwei hat diese Zeit besonders zusammengeschweißt. Ich freue mich auf den Herbst. Bald muß ich wieder an die Apothekerschaft schreiben. Ostern suche ich Herrn Koch auf.
Nun muß ich mich bei Dir ganz besonders bedanken. Mittwoch erhielt ich Dein feines, reiches Paket. Alles war noch in bester Ordnung. Ich habe es mir schmecken lassen! Ich habe diese Woche ja richtig geschlemmt. Ich hatte nochmals ein volles Eßfach. Hermann Punsmann hat unser Platzt vorzüglich geschmeckt. Dazu soviel leckere Butter und dann den feinen Brotaufstrich. Also nochmals meinen besten Dank. Hoffentlich kann ich Dir dies alles einmal gut machen.
Hier ist der Dienst mal wieder stramm. Wir, Ausbilder, müssen wieder ochsen. Heinrich hat auch mir eine Karte geschrieben. Ob es auch stimmt, dass er sich so eingelebt hat? Ich wünschte es schon. Schickt sich Johanna denn jetzt? Er und sie werden sich freuen wieder zusammen zu kommen. Bei Oma nichts Neues? Tante Marie war sicher geschlagen. Die Kranke ist ja nun erlöst!
Aus der Gemarkenstraße nichts Neues? Hast Du „Sie“ nicht wieder gesehen.
Vielen, vielen Dank und viele Grüße einen festen Kuß
Dein Junge.